Regenbogenfamilie gepostet: Prominente Politikerin im Iran angeklagt

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Die ehemalige Vizepräsidentin für Frauen- und Familienangelegenheiten im Iran wird der „moralischen Korruption“ beschuldigt, weil sie eine Illustration, auf der Regenbogenfamilien zu sehen sind, auf Telegram veröffentlichte.

Wie die iranische Nachrichtenagentur Rah-e Dana am 13. Juli berichtete, wurde gegen die ehemalige Vizepräsidentin für Frauen- und Familienangelegenheiten im Iran, Shahindokht Molaverdi, Anklage erhoben. Molaverdi wird beschuldigt, „moralische Korruption verbreitet“ zu haben – in Form eines Posters mit Illustrationen verschiedener Familienmodelle, darunter auch Regenbogenfamilien. Die Anklagepunkte lauten „Propaganda gegen das Regime“, „Förderung von Korruption und Prostitution“ sowie „Bereitstellung von Verschlusssachen und Dokumenten zur Störung der nationalen Sicherheit“. 

Die 54-Jährige Molaverdi war zwischen 2013 und 2017 Vizepräsidentin für Frauen- und Familienangelegenheiten unter der Regierung von Hassan Rohani. Danach war sie in Rohanis zweitem Kabinett als besondere Assistentin für Staatsbürgerschaftsrechte tätig, bevor sie 2018 von ihrem Amt zurücktrat.

Als nunmehrige Generalsekretärin der Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte von Frauen veröffentlichte Molaverdi am 15. Mai anlässlich des Internationalen Tages der Familien auf ihrem Telegram-Account ein UN-Poster, das mehrere Familienentwürfe darstellt, darunter zwei gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern.

In der Überschrift des Plakats heißt es: „Die Struktur der Familie hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert, aber die Vereinten Nationen betrachten sie immer noch als den Kernbereich der Gesellschaft.“ Es sei wichtig, „schutzbedürftige Familien in Krisenzeiten zu unterstützen“.

Hardliner wurden auf den Telegram-Post aufmerksam und verbreiteten in den sozialen Medien, Molaverdi würde Homosexualität fördern. Mashregh News veröffentlichte Screenshots des Beitrags und schrieb: „Anlässlich des Weltfamilientags hat Molaverdi einen Beitrag auf Telegram veröffentlicht, der abweichende und verwerfliche homosexuelle Familien zeigt, die aus zwei Frauen und einem Kind oder aus zwei Männern und einem Kind bestehen.“

Im Iran, in dem Homosexualität verboten ist, löste der Vorfall große Empörung in der iranischen Bevölkerung aus. Der Tenor der zum Teil erschreckend hasserfüllten Kommentare: Molaverdi müsse als „verdächtiges und äußerst zerstörerisches Element in der Struktur der Islamischen Republik“ zur Verantwortung gezogen werden. Einige Hardliner haben sogar vor dem Justizministerium in Teheran ein Sit-In veranstaltet, um die Bestrafung von Frau Molaverdi zu fordern.

Für das Ermutigen und Aufstacheln zu moralischer Korruption und Verderbtheit droht Shahindokht Molaverdi nach Artikel 639 des Islamischen Strafgesetzbuchs bei Verurteilung eine Haftstrafe von ein bis zehn Jahren.

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