Trans* Schülerin: „Die Leute sehen uns als Mittel der Unterhaltung“

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Pakistan hat die landesweit erste staatlich finanzierte Schule für trans* Frauen eröffnet, die in dem streng konservativen Land häufig aus dem regulären Bildungssystem gedrängt werden. Der regionale Bildungsminister der Provinz Punjab, Murad Raas, versprach „Bildung für alle“, als er die Schule in der Stadt Multan in dieser Woche eröffnete. Dort unterrichten Lehrer, die selbst trans* sind.

Das Leiden der Khawaja-Sira

In Pakistan werden Menschen, deren selbst wahrgenommenes Geschlecht nicht mit den bei der Geburt von Eltern und Ärzteschaft definierten biologischen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmt, der Khawaja-Sira-Gemeinschaft zugerechnet. Das bedeutet übersetzt die Gemeinschaft des dritten Geschlechts und ist in Pakistan bereits seit hunderten Jahren toleriert. Khawaja-Sira werden aber dennoch häufig von ihren Familien verstoßen und von der Gesellschaft mehrheitlich geächtet. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt daher notgedrungen durch Tanzen, Betteln oder Sexarbeit.

Spürbare Verbesserungen

„Die Jungs haben uns immer gehänselt und sich uns gegenüber schlecht benommen.“

So erzählt die Schülerin Baby Doll einem AFP-Reporter über ihre vorherige Schule. Auch das Verhalten der Lehrer sei beleidigend gewesen. Das Personal in der neuen Schule sei „extrem höflich“, sagte die Schülerin Hania Henny. „Der Unterschied zwischen dem Leben in der Schule und außerhalb ist, dass wir uns hier entspannt fühlen“. Die Einrichtung bietet unter anderem Nachmittagsunterricht und eine Berufsausbildung an. In Pakistan gibt es eine engagierte Gruppe von Aktivisten, die sich für Trans*-Rechte einsetzen. Anfang des Jahres wurde in der Hauptstadt Islamabad die erste islamische Religionsschule für Trans* Personen eröffnet. Ein Jahr zuvor wurde die Krankenversicherung für alle Trans*bürger Pakistans kostenfrei gestellt (männer* berichtete).

Dennoch sehen sich Angehörige der Khawaja-Sira-Gemeinschaft weiterhin mit Missbrauch und Stigmatisierung konfrontiert. Häufig werden sie gebeten, Rituale wie die Segnung von Neugeborenen abzuhalten oder als Attraktion zu Hochzeiten und Partys eingeladen. „Die Leute sehen uns als Mittel der Unterhaltung", sagte Hania Henny. *AFP/ck

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