Südkorea in Aufruhr: Die Ehe für alle steht auf dem Prüfstand!

Homosexuelle Beziehungen werden in Südkorea offiziell nicht anerkannt. Und obwohl sich Lee Joo-hyung, 30 Jahre alt, seit anderthalb Jahren in einer festen Beziehung befindet, hat er bisher keine Aussicht auf eine Ehe. Ein neuer Gesetzesvorschlag gibt ihm nun endlich Hoffnung. Dieser historische Schritt wäre wegweisend für ganz Asien, denn bisher erlaubt dort nur Taiwan gleichgeschlechtliche Ehen.

Und für Lee wäre es ein wahr gewordener Traum erklärte er gegenüber dem Spiegel: 

„Schon als Kind habe ich mir das gewünscht.“

Der Vorschlag sieht vor, dass gleichgeschlechtliche Paare ausdrücklich in das südkoreanische Eherecht aufgenommen werden. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Vorschlag direkt im ersten Anlauf angenommen wird, verschwindend gering. Dennoch setzt er ein wichtiges Zeichen.

Konservative Mehrheit gegen das Projekt

Die konservative Regierung unter Präsident Yoon Suk-yeol bremst Frauen- und LGBTIQ*-Rechte aus. Laut einer Umfrage aus dem letzten Jahr sind 52 Prozent der Südkoreaner gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Der häufigste Grund dafür ist die Befürchtung, dass dadurch die traditionelle Bedeutung von Familie infrage gestellt würde. Bei jüngeren Befragten ist die Akzeptanz jedoch deutlich höher.

Jang Hye-yeong, eine junge Abgeordnete der Gerechtigkeitspartei, ist die treibende Kraft hinter dem Vorschlag, die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen im Gesetz zu verankern. Derzeit sieht die südkoreanische Verfassung vor, dass Ehe und Familie auf der Grundlage der individuellen Würde und der Gleichberechtigung der Geschlechter gegründet werden.

Gleichgeschlechtliche Ehe gar nicht verboten?

Dies wurde jedoch als Beschränkung auf heterosexuelle Paare interpretiert – ganz ähnlich übrigens wie in Deutschland seinerzeit. Auch dort sagt das Grundgesetz nur, dass Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz des Staates stehen. Eine geschlechtliche Vorgabe für Eheleute enthält die deutsche Verfassung nicht. 

Und so erklärt auch Jang: 

„Streng genommen ist die gleichgeschlechtliche Ehe gar nicht illegal. Es steht nirgendwo geschrieben. Sie wird nur nicht anerkannt.“ 

Mit dem Gesetzesvorschlag möchte Jang erreichen, dass dies nun getan wird. Es bleibt spannend.