Homophobe Collage zum Wohle der Community

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Ein litauischer Künstler verkaufte eine digitale Collage aus homophoben Hassbotschaften und erzielte damit über 6.000 US-Dollar. Das Geld will er an LGBTIQ*-Menschenrechtsorganisationen spenden.

Ihn habe der extreme Hass gegen die LGBTIQ*-Community schockiert, erklärte Künstler Erikas Malisauskas. Das habe ihn auf die Idee gebracht, den Hass künstlerisch zu nutzen, um der Community zu helfen. Entstanden ist ein digitales NFT-Kunstwerk mit dem Titel „Hate Speech Cloud“, das aus unzähligen zu einer Wolke angeordneten Hasskommentaren gegen queere Menschen besteht (und HIER zu sehen ist).

Die meisten der homophoben Botschaften waren persönlich an den Schwulenaktivisten Tomas Vytautas Raskevičius geschickt worden, der 2020 als erster offen schwuler Mann in das litauische Parlament, den Seimas gewählt wurde.

Hass in den sozialen Medien

Zwei, drei solcher hasserfüllten Postings erhält Raskevičius an einem durchschnittlichen Tag. An Tagen, an denen er sich zum Beispiel öffentlich für die Einführung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder gegen häusliche Gewalt positioniert, sind es einige mehr.

Androhungen von körperlicher Gewalt leite er an die Polizei weiter, erklärte Raskevičius im Gespräch mit Openly News. Aktuell verfolge die Polizei mehr als 20 strafrechtliche Ermittlungen wegen Gewaltandrohungen. Leicht wegzustecken sei das alles nicht, gibt der 32-Jährige zu:

„Auf menschlicher Ebene wirkt sich die Negativität sowohl auf die geistige als auch auf die emotionale Gesundheit aus. Eine der Bewältigungsstrategien, die ich einsetze, besteht darin, diese Botschaften öffentlich zu machen, damit andere Menschen darüber diskutieren und sich äußern können.“ 

Mit dem Veröffentlichen der Hasskommentare im Internet versuche er, eine Debatte anzuregen. „Es gibt keine Möglichkeit, die Negativität im Untergrund zu bekämpfen. Wenn sie im Freien ist, können wir tatsächlich damit umgehen“, sagt Raskevičius.

Monetizing Hate Speech 

Dem Künstler, der selbst nicht schwul ist, ging es darum, den Hatern ein Schnippchen zu schlagen. Malisauskas nennt das die „Monetarisierung der Hassrede zur Finanzierung der LGBT-Bewegung“. Jeder, der Hassbotschaften an queere Menschen sende, trage damit zum Wohlergehen der LGBTIQ*-Community bei, denn der Erlös aus dem Verkauf der Kunstwerks, dessen Käufer*in anonym bleiben wollte, werde an litauische LGBTIQ*-Organisationen gespendet.

Die Form einer stilisierten Wolke, die sich auch im Titel „Hate Speech Cloud“ widerspiegelt, habe er gewählt, „weil Wolken verblassen“, so Malisauskas:

„Ich denke, wie jede Wolke am Himmel wird auch diese Hasswolke sich irgendwann auflösen, dann werden wir uns über die Sonne und den Regenbogen freuen und diese Arbeit wird eine Erinnerung an die Dunkelheit sein, in der wir gelebt haben.“

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