Erster Pride-Marsch im polnischen Gniezno trotzt Verboten und Gegnern

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Am Samstag fand im polnischen Gniezno erstmals ein queerer „Marsz Równości“ („Gleichheitsmarsch“) statt. Die rund 500 Demonstranten setzten sich dabei gegen den Widerstand rechter Gegendemonstranten und ein zuvor mittels Gerichtsbeschluss gekipptes Verbot des Bürgermeisters durch.

Foto: facebook.com/MarszRownosciGniezno

Die Polizei meldete 400 Teilnehmer, die Veranstalter sprachen von 500, aber die Zahlen waren beim ersten Marsz Równości in Gniezno viel unwichtiger als die Tatsache, dass die Veranstaltung überhaupt stattfand. Am Montag hatte Stadtpräsident Tomasz Budasz von der Bürgerplattform PO ein Verbot gegen das Pride-Event verhängt, das er mit Sicherheitsbedenken begründet hatte. Die Marsz-Równości-Organisatoren ließen sich davon nicht beirren. Sie klagten gegen das Verbot und beriefen sich auf ihr Recht auf Versammlungsfreiheit. Am Donnerstag gaben ihnen die Richter am Posener Landesgericht der Woiwodschaft Großpolen (zu der Gniezno gehört) Recht.

Budasz kündigte zwar an, die Entscheidung anzufechten, trotzdem konnte der Gleichheitsmarsch am Samstag weitgehend planmäßig stattfinden. Medienberichten zufolge gab es einige Vorfälle mit gewaltbereiten Gegnern der Demo, die unter anderem zu einer Umleitung des letzten Teils der Paraderoute und mehreren Verhaftungen führten, doch ihrer Mission als  „erste Hauptstadt der Gleichheit“ die bislang größte polnische Pride-Saison zu eröffnen, konnten die Marsz-Równości-Macher gerecht werden. 2019 soll erstmals in jeder der 16 polnischen Woiwodschaften ein Pride-Marsch stattfinden. Gniezno ist dabei die kleinste der Równości-Städte. Die wachsende polnische LGBTIQ*-Bewegung ist ein starkes Signal und Gegengewicht im Angesicht einer Anti-LGBTIQ*-Kampagne, die Kaczyńskis PiS-Partei im Rahmen des Wahlkampfs zur Europawahl verfolgt (blu berichtete).

Die Organisatoren des Marsz Równości in Gniezno feierten ihr Pride-Debüt als „historisch“ und resümierten bei Facebook: „Dies ist der erste Marsch in Gniezno, und Gniezno ist die kleinste Stadt Polens, die bisher Veranstaltungen dieser Art organisiert hat. Das ist der Beginn einer Bewegung für Menschenrechte, die gemeinschaftlich an der Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen abseits der Großstadtzentren unseres Landes kämpft. Aller Anfang ist – nun ja – schwer. Aber umso stolzer sind wir, dass wir diesen Weg gemeinsam gegangen sind.“ 

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