Eskalation in Polen: Queere Aktivistin halbnackt aus Wohnung gezerrt

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Nur einen Tag nach der knappen Wiederwahl des rechtskonservativen Präsidenten Andrzje Duda, drangen Polizisten in Zivil am frühen Morgen gewaltsam in die Wohnung der Queeraktivistin Małgorzata Szutowicz ein und verschleppten diese an einen zunächst unbekannten Ort. 

Laut übereinstimmenden Berichten habe ein Mitbewohner Szutowicz gesagt, die Beamten hätten sich nicht identifiziert oder die Gründe für die Inhaftierung angegeben. Die Aktivistin wurde laut Aktivisten

„Ohne Schuhe und Kleidung aus der Wohnung gezogen“

und dann in einem nicht gekennzeichneten Auto weggefahren. Erst nach mehreren Stunden haben befreundete Aktivisten herausgefunden, dass Małgorzata Szutowic in die Bezirksstaatsanwaltschaft in Warschau gebracht wurde, wo sie befragt wurde. Heute wird sie vor dem Gericht erscheinen, wo über ihre vorübergehende Verhaftung entschieden werden soll. 

Foto: Stop Bzdurom

Małgorzata Szutowic gehört zur queeren, antifaschistischen Gruppe Stop Bzdurom, die seit 2019 besondere Aufmerksamkeit im Kampf gegen eine homophobe Gruppe erreichte, die mit Kleinlastern durch Polen fährt und LGBTIQ* als Pädophile diffamiert. 

Die Gruppe postete inzwischen einen kämpferischen Beitrag in dem sie ankündigte, sich nicht einschüchtern zu lassen. 

Erinnerungen an Russland

Der Menschenrechtsanwalt Rémy Bonny schrieb heute in einer Pressemitteilung: 

Das haben wir alle befürchtet. Nur einen Tag nach der Wiederwahl des rechtsextremen Anti-LGBTQ-Präsidenten Andrzej Duda missbraucht die PiS-Regierung ihre richterliche Gewalt, um ein Vorgehen gegen LGBTQ-Aktivisten zu organisieren. Ich habe die Situation mit lokalen Aktivisten in Polen untersucht und überzeugende audiovisuelle Beweise dafür gesehen, dass die Polizei während der Festnahme unverhältnismäßige Gewalt angewendet hat. Małgorzata erhält jetzt professionelle Rechtshilfe. Aus rechtlichen Gründen werden wir mit der Enthüllung der audiovisuellen Beweise warten, bis es ist gesetzlich vorgeschrieben.“

Wie vielleicht auch unsere Leser*innen erinnert die Vorgehensweise stark an die Russlands in der Vergangenheit. Rémy Bonny weiter: 

Ich bin es gewohnt, solche Verhaftungen in Russland zu sehen. Es ist eine Schande für die Europäische Union, dass wir es erlauben, unsere LGBTQ-Bürger mit staatlicher Gewalt festzunehmen und zu misshandeln. Ich fordere die EU auf, sofort einzugreifen. Wir können die Verfolgung  einer Minderheit in der EU nicht zulassen." 

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