Niederlande: „Es tut mir aufrichtig leid“

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Die niederländische Regierung entschuldigte sich öffentlich für ein inzwischen aufgehobenes Gesetz, das trans* Personen dazu verpflichtete, sich einer Operation und Sterilisation zu unterziehen, wenn sie ihr Geschlecht in ihrer Geburtsurkunde ändern wollten. Opfer des Gesetzes sollen eine Entschädigung von 5000 Euro erhalten.

„Niemand sollte das erlebt haben, was Sie erlebt haben. Es tut mir aufrichtig leid, dass dies geschehen ist“, sagte die niederländische Ministerin für Bildung, Kultur und Wissenschaft, Ingrid van Engelshoven, in einer emotionalen Rede bei einer Zeremonie im historischen Rittersaal des niederländischen Parlamentskomplexes.

Das Gesetz ist inzwischen aufgehoben worden. Es war von 1985 bis 2014 in Kraft. „Jahrzehntelang mussten sich Menschen medizinischen Eingriffen unterziehen, die sie überhaupt nicht wollten. Aber sie wussten, dass sie keine andere Wahl hatten“, sagte van Engelshoven. „Andere haben wegen dieses Gesetzes gewartet; sie waren gezwungen, ihre Selbstverwirklichung jahrelang aufzuschieben.“

„Normen darüber, wie ein Körper aussehen sollte, gehören nicht in ein Gesetz, und ein Gesetz sollte niemals Menschen dazu zwingen, sich einer Operation zu unterziehen. Dafür möchte ich mich heute im Namen des gesamten Kabinetts aufrichtig entschuldigen.“

Entschädigung für die Opfer

Wie De Telegraaf berichtet, können Opfer des Gesetzes einen Betrag von 5000 Euro geltend machen. „Ich weiß, dass das den Schmerz nicht geringer macht, ihn nicht lindert. Nichts kann das tun. Doch dieser Moment hat eine Bedeutung. Wir stellen uns gemeinsam dieser Ungerechtigkeit“, sagte van Engelshoven.

Transgender Network Nederland (TNN) begrüßte die Zeremonie und erklärte, die Niederlande seien das erste Land der Welt, das sich auf diese Weise entschuldige. Die Regierung habe jedoch zu lange gebraucht, um das Gesetz abzuschaffen, und die Entschädigung von 5.000 Euro, die den Betroffenen angeboten wurde, sei zu niedrig. Hunderte von Menschen seien „vor eine unmögliche Wahl gestellt worden. Sie konnten sich zwar für Papiere entscheiden, die ihrer Geschlechtsidentität entsprachen, aber zu einem viel zu hohen Preis“. 

Willemijn van Kempen, die sich für die Entschuldigung einsetzte, sagte in einer Erklärung, die Regierung habe „Transgender und Intersexuelle fast dreißig Jahre lang strukturell benachteiligt und geschädigt. Es ist wichtig, dass sie sich jetzt entschuldigt.“

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