US-Präsident: Skurrile Einladung nach Kampfansage gegen Homophobie

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Nachdem Joe Biden Anfang des Monats in einem Memorandum Sanktionen für queerfeindliche Staaten androhte, gab ein homophober Bischof aus Nigeria in einem Interview einen Ausblick darauf, wie homo- und transphobe Staaten auf den Vorstoß der US-Regierung reagieren könnten. Er schlug vor, Joe Biden solle in das Land kommen und einen nigerianischen Mann als „seine zweite Frau“ ehelichen. 

In dem Memorandum vom 4. Februar 2021 forderte Joe Biden amerikanische Behörden, die im Ausland tätig sind, auf, sicherzustellen, dass die USA die Menschenrechte von queeren Personen auf der ganzen Welt fördern und schützen (wir berichteten). Das Ziel: Die Kriminalisierung von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität sowie weitere Menschenrechtsverletzungen sollen bekämpft und durch das Eingreifen der USA und mitwirkender Staaten beendet werden.

Die im Ausland tätigen Behörden sollen angemessene Reaktionen in Erwägung ziehen, darunter die gesamte Bandbreite an diplomatischen Mitteln sowie finanzielle Sanktionen, Visabeschränkungen und weitere Maßnahmen, heißt es in dem Schreiben. Das Memorandum ist erst einmal symbolischer Natur, Biden gab den Behörden jedoch 100 Tage, um ihn über die Fortschritte zu informieren und zusätzliche Maßnahmen zu empfehlen.


Das Recht, Schwule zu hassen

Dass dieses Vorgehen der US-Regierung in den betroffenen Ländern keine Zustimmung erntet, ist nicht überraschend. Bischof Emmah Isong von der pfingstlichen Kirchengemeinschaft Pentecostal Fellowship of Nigeria gab in einem Interview mit der Online-Nachrichtenagentur Sahara Reporters nun einen Ausblick darauf, wie homophobe Staaten reagieren könnten, sollte die neue Regierung ihr Vorhaben fortsetzen.

Isong verteidigte Nigerias Gesetze, die Homosexualität unter Strafe stellen. Das Land hätte das Recht, Homosexuelle abzulehnen, erklärt er. In der Gemeinschaft der Nationen sei jede Nation gleich, Nigeria sei somit eine unabhängige Nation und unterstünde Amerika nicht. Der Bischof betont: Nigeria und seine Bürger hätten das Recht, schwulenfeindlich zu sein. Niemand könne sie dafür sanktionieren. Falls doch, so würden sie die USA ebenfalls bestrafen, droht Isong. Warum? Weil sie für die Menschenrechte von queeren Menschen einstehen.

„Wenn sie uns sanktionieren, weil wir gegen Schwule sind, können wir sie sanktionieren, weil sie für sie sind... das Schlimmste, was sie tun können, ist, ihre Visagebühren zu erhöhen und wir erhöhen unsere auch und sie reduzieren sie und entschuldigen sich und wir reduzieren unsere auch und entschuldigen uns.“


Ein Ehemann für Joe Biden?

Foto: Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0 / wikimedia.org

Noch hält Isong es für ein Gerücht, dass es überhaupt so weit kommt, denn die USA hätten schließlich noch nicht offiziell mit der Regierung von Nigeria kommuniziert. Für den Fall, dass dies doch passiert, spricht Emmah Isong eine aberwitzige Einladung für Joe Biden aus:

„Wenn es ein offizielles, vom Außenminister der Vereinigten Staaten unterzeichnetes Schreiben gibt, in dem wir aufgefordert werden, schwul zu werden, dann laden wir den Präsidenten der USA ein, zu kommen und einen Mann in Nigeria als seine zweite Frau zu heiraten.“

Der homophobe Prediger, der sich in seiner Freiheit angegriffen fühlt, Schwule zu hassen, erklärt den – in seinen Augen – Sinn hinter dieser Einladung:

„Er muss praktizieren, was er predigt, wenn der Präsident von Amerika will, dass Nigeria schwul wird, sollte er kommen und einen Mann von hier heiraten, damit wir wissen, dass er es ernst meint.“


Schwierige Situation für die Queercommunity in Nigeria

Homosexualität ist in Nigeria ein Tabu und wird sowohl von der breiten Öffentlichkeit abgelehnt, als auch per Gesetz bestraft. Wie in vielen afrikanischen Staaten hielt die Homophobie in Nigeria Einzug mit der Kolonialisierung, in diesem Fall unter der britischen Kolonialherrschaft. Das nigerianische Gesetz enthält seit 1901 Bestimmungen, die homosexuellen Sex illegal machten.

2014 unterzeichnete Präsident Goodluck Jonathan zusätzlich den Same Sex Marriage (Prohibition) Act. Das neue Gesetz verfügte, dass jeder, der eine homosexuelle Veranstaltung organisiert, daran teilnimmt oder öffentlich gleichgeschlechtliche Zuneigung zeigt, mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden kann – ebenso wie jemand, der an einer gleichgeschlechtlichen Verpartnerungszeremonie teilnimmt, egal ob diese in Nigeria oder im Ausland stattfindet.

Gibt es einen Hoffnungsschimmer für die Community? Zwei Coming-outs sorgten im Januar für internationales Aufsehen: Zuerst erklärte Bolu Okupe, der Sohn eines der wichtigsten Berater und Mitarbeiter von zwei homophoben Ex-Präsidenten Nigerias, auf Instagram, er sei schwul (wir berichteten). Eine Woche später outete sich auch der nigerianische Schauspieler Uche Maduagwu (wir berichteten). Seitdem kämpft dieser auf Instagram offen gegen Homophobie. In einem neuen Post forderte er homophobe Nigerianer*innen auf, die Geschichte ihres Landes zu lernen. Homosexualität sei immer ein Teil der Kultur Nigerias gewesen, das Volk nur durch fremde Religionen manipuliert worden.

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