Nigerianischer Schauspieler outet sich als schwul

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Einen mutigen Schritt unternahm der „Nollywood1“-Schauspieler Uche Maduagwu, indem er sich in sozialen Medien als schwul outete. Damit geht er als Person des öffentlichen Interesses in seinem Heimatland ein großes Risiko ein.

In einem Instagram Post am 28. Januar stand der nigerianische Schauspieler Maduagwu erstmals öffentlich zu seiner Homosexualität. Unter einem Foto von sich, versehen mit der Aufschrift „Proudly gay“, wandte er sich mit einer Bitte an seine knapp 90.000 Follower sowie seine nigerianischen Mitbürger:

„Schätzen Sie andere und #teilen Sie nur Liebe, wir müssen die Entscheidungen anderer respektieren und nicht über sie urteilen, also lassen Sie uns Jesus' Art von Liebe praktizieren“


Führen öffentliche Vorbilder zu gesellschaftlichem Fortschritt?

Unter seinem Post gab es gemischte Reaktionen. Während die einen ankündigten, ihm nicht mehr folgen zu wollen, erklärten andere, sie seien stolz auf ihn. Unklar ist, wie sich das Outing auf seine Karriere als Schauspieler oder sein Leben in der Öffentlichkeit auswirken wird.

Homosexualität ist in Nigeria stark tabuisiert. Queere Nigerianer werden regelmäßig beschimpft, diskriminiert und sogar körperlich attackiert. Öffentliche Vorbilder, die zu ihrer Homo- oder Bisexualität stehen, sind sehr selten. Vermehrte Outings könnten zu einer öffentlichen Diskussion, zu Sichtbarkeit und im Endeffekt zu einer toleranteren Gesellschaft führen.

Erst letzte Woche outete sich Bolu Okupe (wir berichteten). Ist Maduagwus Coming-out zeitlich darauf abgestimmt? Okupe, der Sohn eines nigerianischen Politikers und Beraters zweier homophober Präsidenten, lebt nicht mehr in seiner Heimat, sondern in Paris. Trotzdem dürfte sein Outing in Nigeria zu Diskussionen geführt haben – auch aufgrund der abweisenden Haltung seines Vaters. 


Maduagwu stieß „Me too“-Debatte in Nollywood an

Maduagwu, der einen Abschluss in Soziologie von der Lagos State University hat, ist in Nigeria ein beliebter Schauspieler, der zusätzliche Berühmtheit dadurch erlangte, Politiker, Promis und Pastoren auf Social Media zu „trollen“ sowie diverse Kontroversen auszulösen.

Im September 2020 erschütterte er die Nollywood-Welt mit der Behauptung, auf seinem ersten Filmset 2012 von einem männlichen Schauspielkollegen vergewaltigt worden zu sein. Außerdem betonte er, Missbrauch sei in der Branche sehr häufig. Er schrieb in einem inzwischen gelöschten Post auf Instagram darüber:

„Ehrlich gesagt, jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, wie ich an meinem ersten Filmdrehort in Lagos von einem männlichen Schauspieler belästigt und vergewaltigt wurde, weine ich bitterlich.“

Er riet anderen „jungen und aufstrebenden männlichen Schauspielern“, sie sollten in Bezug auf Drehort, Essen und Getränke aufpassen, denn, so Maduagwu:

„...dein Hintern könnte nachts in deinem Hotelzimmer schwer dafür bezahlen.“


1Nollywood: In Anlehnung an Hollywood wird der nigerianische Film auch unter dem Namen Nollywood vermarktet. Der Ursprung des Begriffs soll auf einen Artikel in der New York Times zurückgehen.

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