Pakistan: Krankenversicherung für Trans*-Bevölkerung kostenfrei

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Die pakistanische Regierung hat ein ursprünglich für arme Menschen geschaffenes staatliches Versicherungsprogramm auf die Transgender-Bevölkerung ausgeweitet. Damit haben Trans*-Personen in Pakistan künftig Anspruch auf kostenlose Gesundheitsversorgung.

Das „Sehat Insaf Card“-Programm deckt die Gesundheitskosten von bis zu 720.000 pakistanischen Rupien (ca. 4.700 USD) pro Jahr für Personen ab, die weniger als 2 USD pro Tag verdienen. Trans*-Personen müssen in Zukunft nicht mehr nachweisen, dass sie ein niedriges Einkommen haben, um Anspruch auf diese Krankenversicherung zu haben.

„Es ist Teil eines großartigen Programms, Krankenversicherungen nicht nur für Arme, sondern auch für schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen, einschließlich der Transgender, bereitzustellen“,

sagte Zafar Mirza, ein Sonderassistent von Premierminister Imran Khan, gegenüber Reuters.

Premierminister Khan gab bekannt, seine Regierung übernehme „Verantwortung“ für Trans-Menschen. „Leider muss ich schweren Herzens sagen, dass die Menschen kein Mitgefühl für unsere Transgender-Gemeinschaft haben, die ein so hartes Leben führt“, sagte Khan beim Start des Programms und erklärte:

„Die Karten, die wir heute ausgeteilt haben, ist die erste Bestätigung und ein großer Schritt in Richtung Transgender-Community, die lange ignoriert wurde.“

Transsexuelle besser gestellt, als in Deutschland

Während Homosexualität verboten ist und nach dem Gesetz mit Gefängnis oder Tod bestraft wird, ist Pakistan beim Schutz seiner Transgender-Bürger*innen weltweit eines der führenden Länder, seit der Oberste Gerichtshof im Jahr 2009 entschied, dass der Transgender-Bevölkerung die gleichen Rechte zustehen wie allen anderen Bürger*innen. Die neue Gesetzgebung umfasste das Recht auf rechtliche Anerkennung ihres Geschlechts; das Verbot der Diskriminierung in medizinischen und Bildungseinrichtungen, Wohnungen und öffentlichen Unterkünften; Mikrokreditprogramme und Beschäftigungsquoten; die Errichtung von staatlichen Schutzhäusern und Sensibilisierungsprogramme für die Polizei.

Im Jahr 2018 verabschiedete das pakistanische Parlament weitere Gesetze, die Transgender unter anderem das Korrigieren von Geschlechtsangaben in ihren Dokumenten erleichterten. Rein rechtlich gesehen genießen Trans*-Personen in Pakistan einen besseren Schutz als in den Vereinigten Staaten oder Deutschland.

Gesellschaft diskriminiert weiter


Auf gesellschaftlicher Ebene werden Trans*-Personen in dem Land mit einer zutiefst konservativen muslimischen Mehrheit jedoch weiterhin schikaniert und gewaltsam angegriffen. Routinemäßig wird ihnen die medizinische Behandlung verweigert, da Krankenhausmitarbeiter*innen Trans*-Menschen oft mit Prostitution und HIV/AIDS verbinden. Das Programm stellt somit nur den jüngsten Schritt zur Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung von Transgender-Personen dar.

Allerdings dürfte nur ein Bruchteil der Trans*-Bevölkerung die Gratis-Versicherung erhalten, denn diejenigen, die sich aus Angst vor Stigmatisierung nicht als Drittes Geschlecht im Personalausweis eingetragen haben, kommen nicht infrage. Nach Aussage der Transgender-Rechtsexpertin und Beraterin des Menschenrechtsministeriums Aisha Mughal haben derzeit nur rund 2.500 registrierte Personen Anspruch.

Bei einer Volkszählung im Jahr 2017 wurden bei einer Bevölkerung von etwa 207 Millionen Einwohner*innen 10.418 Trans*-Personen erfasst, Wohltätigkeitsorganisationen schätzen die Zahl auf mindestens 500.000.

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