„Nein zum Marsch des Hasses“ – Protest gegen LGBTIQ* in Istanbul

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In Istanbul sind am vergangenen Wochenende tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die LGBTIQ*-Bewegung zu demonstrieren. Die Protestant*innen forderten ein Verbot von queeren Organisationen und sammelten mehr als 150.000 Unterschriften für ein neues Gesetz, welches die „LGBTIQ* Propaganda“ verbieten soll.  

Zu dem Aufmarsch im traditionell-konservativ geprägten Stadtbezirk Fatih hatten konservative Vereinigungen aufgerufen. Der Protest wurde von der türkischen Regierung als „große Familienzusammenkunft“ beworben, um die Kinder und Familie „zu schützen“ und sie vor „diesem Dreck zu retten“. 

http://doc.afp.com/32JM7AC

Auf Plakaten las man laut einem Fotograf der AFP Parolen wie „Vater und Mutter und Baby gleich Familie“ und  „Schütze Deine Familie und Deine Generation“. 

Der türkische Rundfunkrat hat im Fernsehen für die Kundgebung geworben, da sie „im öffentlichen Interesse“ sei, nachdem sie von der Regierung genehmigt wurde. Unter den Demonstrierenden befanden sich, wenig überraschend, viele Gruppierungen, die den rechten Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unterstützen und ihm nahestehen.

Menschenrechtsorganisationen verurteilen den „Marsch des Hasses“

LGBTIQ*-Aktivist*innen und Organisationen zeigten sich solidarisch mit LGBTIQ*-Personen in der Türkei. In verschiedenen Online-Foren äußerten sie sich entsetzt und tief beunruhigt zu den Protesten. 

Die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) ist eine internationale Organisation, die sich für die Rechte und Gleichheit von queeren Menschen einsetzt. Nach dem Marsch forderte ILGA via Twitter „alle politischen Parteien auf, den Marsch zu verurteilen“. 

https://rainbow-europe.org/country-ranking

Lage für LGBTIQ* in der Türkei

In der Türkei ist die Lage für LGBTIQ*-Personen alles andere als rosig. Seit 2015 gibt es durch ein Verbot unter Präsident Erdogan keine Pride-Demonstrationen mehr. Auch auf der Gesetzesebene werden queere Menschen in der Türkei diskriminiert. 

In ihrer Rainbow Europe Map bewertet die ILGA europäische Länder im Hinblick auf queere Rechte und Gesetze, wobei 0 Prozent eine extrem diskriminierende und 100 Prozent eine gleichberechtigte und respektvolle Lage bedeuten. 

Die Türkei hat mit 4 Prozent einen extrem schlechten Wert und landet auf dem vorletzten Platz in ganz Europa. Nur Aserbaidschan hat mit 2 Prozent eine rechtlich schlechtere Situation für queere Menschen. Die Grafik rechts zeigt alle 49 Länder und deren jeweilige Bewertung und Platzierung. 

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