Schwedischer Priester: Trauung nur für Homos

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In Schweden protestiert ein schwuler Priester gegen die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare in der Kirche, indem er sich weigert, heterosexuelle Paare zu trauen.

Foto: Oscar Wettersten / CC 3.0 / wikimedia.org

Im Vorfeld der diesjährigen Kirchenwahlen1 in Schweden ist eine Debatte darüber entbrannt, ob es neuen Priester*innen, die gerade erst ordiniert wurden, möglich sein sollte, homosexuellen Paaren die Trauung zu verweigern. Diese sogenannte „Gewissensklausel“ wurde im Jahr 2009 eingeführt, als die Schwedische Kirche entschied, den Begriff der Ehe auch innerhalb der Kirche unabhängig vom Geschlecht zu definieren und Eheschließungen homosexueller Paare zu erlauben. Das Verweigerungsrecht entbindet schwedische Priester*innen von der Verpflichtung, ein Paar zu trauen, wenn sie moralische Einwände gegen die Vereinigung haben. In der Vergangenheit wurde es hauptsächlich dazu verwendet, queeren Paaren die Trauung zu verweigern. 

Scheinheilig, heuchlerisch und bigott 

Lars Gårdfeldt, Pfarrer der Kirche Carl Johans Kirchenklang in Göteborg, will die Praxis der „Gewissensklausel“ abschaffen. Er, der 2006 mit seinem Ex-Mann nach Kanada gehen musste, um dort zu heiraten, findet es scheinheilig, dass im Jahr 2021 immer noch eine Diskussion über die Homo-Ehe in der Schwedischen Kirche geführt wird.

„Wir sollten keine homophoben Menschen ordinieren, die die Idee verbreiten, dass Homosexuelle weniger wert sind.“

Die Position des Erzbischofs und einiger anderer Bischöfe, die das Verweigerungsrecht behalten wollen, man wolle keine Liste mit Ausschlusskriterien einführen, sei heuchlerisch, so Gårdfeldt. Schließlich gebe es schon eine solche Checkliste, „die besagt, dass wir niemanden weihen, der sich weigert, mit weiblichen Priestern zusammenzuarbeiten. Sie haben also diese Macht.“

Grafik: Lokal_Profil, CC BY-SA 2.5, wikimedia.org

Gleiches Recht für alle

Als Protest gegen die Bigotterie der Schwedischen Kirche hat sich Gårdfeldt dazu entschlossen, keine heterosexuellen Paare mehr zu trauen, bis die Gewissensklausel abgeschafft ist. So lange es Priester*innen der Schwedischen Kirche erlaubt ist, homosexuellen Paaren die Eheschließung zu verweigern, so lange werde er keine heterosexuellen Eheschließungen durchführen, sagte Gårdfeldt dem staatlichen Sender Sverige Radio. „Dann muss für mich als Homosexueller das Gleiche gelten, dann kann ich zu heterosexuellen Paaren nein sagen“, erklärt der 56-Jährige. Auch gegenüber Göteborgs-Posten betonte Gårdfeldt, die Entscheidung zum Protest sei ihm nicht leichtgefallen.

Ich habe die Entscheidung mit großem Schmerz getroffen. Ich denke, dass heterosexuelle Liebe sehr schön ist. Aber darum gehe es nicht. Ich möchte die Absurdität aufzeigen, zwei einwilligenden Erwachsenen die Ehe zu verweigern.“ 

Die Sozialdemokraten, die bei der diesjährigen Kirchenwahl vom 6. bis 19. September die meisten Stimmen erhielten, wollen die Klausel ihrem Parteiprogramm zufolge abschaffen. Ob es dazu kommt, steht noch nicht fest. 


Im Jahr 2000 wurde die Schwedische Kirche vom schwedischen Staat getrennt. Seither ist sie für die alle vier Jahre stattfindende Kirchenwahl zuständig, bei der die Wähler*innen darüber abstimmen, wie die Gemeinde ihre Grundaufgabe erfüllen soll.

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