Skandal um Anti-Homo-Konversionsverfahren in China

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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ((HRW) macht in dem 52-seitigen Bericht „Have You Considered Your Parents Happiness?“ ( „Hast du mal an das Glück deiner Eltern gedacht?“)  auf schockierende Weise auf eine Praktik aufmerksam, die in China offenbar üblicher ist als erwartet: Umerziehungsverfahren für Homosexuelle. Die Antischwulenmaßnahmen werden nicht nur in privaten Kliniken, sondern auch in öffentlichen Krankenhäusern durchgeführt. HRW fordert einen sofortigen Stopp dieser Maßnahmen.

„Es ist 20 Jahre her, dass China Homosexualität entkriminalisiert hat?“, sagt Graeme Reid, Sprecher für LGBT-Rechte bei HRW. „Trotzdem werden LGBT-Menschen in dem Land noch immer dazu genötigt, sich behandeln zu lassen oder Medikamente zu nehmen. Es werden sogar Elektroschocks eingesetzt, um ihre sexuelle Orientierung zu ändern?“

Für den 52-Seiten-Bericht, der dieser Anklage zugrundeliegt, wurden 17 homosexuelle Chinesen interviewt, die sich meist auf das Drängen ihrer Familien hin in öffentliche oder private Kliniken begaben, um einer Konversionstherapie unterzogen zu werden – meist gegen ihren Willen. Fünf der Interviewten berichten von Maßnahmen, bei denen ihnen Bilder oder Videos von homosexuellen Aktivitäten gezeigt wurden, auf die ein Elektroschock folgte. Das sei eine übliche Methode, um gleichgeschlechtlichen Sex mit Assoziationen von Schmerz und Pein zu belegen. Von Fluchtversuchen, die gewaltsam vereitelt wurden, ist ebenso die Rede wie von zweifelhaften Pillenkuren.

Seitdem die Chinesische Psychologische Gesellschaft Homosexualität im Jahr 2001 von der Liste der Geisteskrankheiten gestrichen hat, sind solche Maßnahmen offiziell nicht mehr erlaubt, aber in der Gesellschaft und von einigen Ärzten werden sie nach wie vor praktiziert, ohne dass die Landesväter aktiv dagegen vorgehen.

„Wenn die chinesische Regierung es mit der Beendung von Diskriminierung und Missbrauch von LGBT-Menschen ernst meint, ist es Zeit diesen Praktiken in medizinischen Einrichtungen ein Ende zu setzen", so Graeme Reid. Im Namen der Menschenrechte und seiner Organisation fordert er: „Die chinesische Regierung sollte sofortige Schritte unternehmen, um die Angebote von Konversionstherapien durch private und öffentliche Kliniken zu stoppen!“

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