Spanischer Frauenarzt diagnostiziert: „Aktuelle Krankheit: Homosexuell“

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In Murcia, einer Stadt im Südosten Spaniens, diagnostizierte ein Gynäkologe bei einer jungen Frau „Homosexualität“ als Krankheit. Der Fall ist kein Einzelfall. 

Am 4. Oktober besuchte die 19-Jährige die gynäkologische Abteilung des öffentlichen Krankenhauses Reina Sofía in Murcia, einer Stadt mit rund 450.000 Einwohner*innen im Südosten Spaniens. Als sie in der Klinik ankam, musste sie eine Reihe von Fragen beantworten und gab dabei auch ihre sexuelle Orientierung freiwillig preis. Nach der routinemäßigen gynäkologischen Untersuchung erhielt die Frau ein ärztliches Gutachten. „Die Überraschung geschah, als ich nach Hause kam und den Bericht las“, sagte die Frau. Der behandelnde Arzt hatte der jungen Frau Homosexualität als Krankheit attestiert: „Aktuelle Krankheit: Homosexuell“.

Mutter und Tochter wandten sich an das lokale LGBT-Kollektiv Galactyco, eine Vereinigung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen aus Cartagena und Comarca, um eine Beschwerde einzureichen. Sie möchte nicht, dass jemand das Gefühl hat, Homosexualität sei eine Krankheit, sagte die junge Frau gegenüber The Washington Post.

Kein Einzelfall

Galactyco reichte eine formelle Beschwerde bei der Regionalregierung von Murcia, dem regionalen Gesundheitsministerium und dem regionalen Gesundheitsdienst ein, weil die regionalen Behörden die gesetzlichen Rechte der Patientin ignoriert hätten. Die Regierung von Murcia habe sich verpflichtet, einen respektvollen Umgang mit LGBTIQ*-Personen zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass Angestellte in Gesundheitsberufen eine angemessene Ausbildung und Informationen zu Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität und Intersexualität erhalten und danach handeln.

„Die Weltgesundheitsorganisation hat 1990 Homosexualität von der Liste der psychischen Erkrankungen gestrichen, und dennoch gibt es 31 Jahre später immer noch einige Fachleute im Gesundheitswesen von Murcia, die sexuelle Orientierung als Krankheit betrachten“, schrieb Galactyco in einer öffentlichen Erklärung. Der Fall sei kein Einzelfall, hieß es weiter.

„Es gibt bereits zahlreiche Fälle von erniedrigender Behandlung, die aufgrund von sexueller oder geschlechtlicher Orientierung in unseren Verband gelangen, und wir halten es für alarmierend, inakzeptabel und unerträglich, dass es Fachleute gibt, die für unsere Gesundheit verantwortlich sind, aber die Realitäten von LGBTIQ*-Personen ignorieren.“

Fehler bei Eingabe der Patientendaten?

Der regionale Gesundheitsdienst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Sprecher sagte jedoch, dass ihm der Vorfall bekannt sei und dass „alle notwendigen Maßnahmen ergriffen würden, um die Fakten ordnungsgemäß zu ermitteln und entsprechend vorzugehen“. Erste Untersuchungen, fügte der Sprecher hinzu, deuteten darauf hin, dass offenbar ein Fehler gemacht worden sei, „als die Daten der Patientin erfasst wurden“. Auf jeden Fall werde sich das Krankenhaus bei der Patientin entschuldigen.

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