Johannesburg Pride: Fotos und Forderungen

Trotz Warnungen vor einem Terroranschlag demonstrierten Tausende in Johannesburg für die Rechte von LGBTIQ*

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Dem Terror getrotzt

Tausende Menschen ließen es sich nicht nehmen, am 29. Oktober nach zwei Jahren Pause erstmals wieder eine Pride-Veranstaltung zu feiern. Die Menschen sangen, jubelten und schwenkten Flaggen in den Farben des Regenbogens durch die Gassen des gehobenen Stadtteils Sandton von Johannesburg, allerdings unter starker Polizeipräsenz und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Die Vereinigten Staaten hatten zuvor bekannt gegeben, dass Terroristen möglicherweise planen, am Samstag in Sandton, in dem sich auch die US-Botschaft befindet, einen Angriff auf große Menschenansammlungen durchzuführen. Der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, lobte die Sicherheitsbemühungen in Südafrika und Nigeria, wo die Vereinigten Staaten eine separate Sicherheitswarnung herausgegeben hatten, die zur Evakuierung von Familienangehörigen von US-Regierungsmitarbeiter*innen führte. „Wir wissen die Anstrengungen, die sie zum Schutz ihrer Interessen und damit auch unserer Interessen unternehmen, sehr zu schätzen“, erklärte Price vor Reporter*innen.

Foto: Presidency of South Africa / Han / Anadolu Agency / AFP

Die südafrikanischen Behörden hatten den Organisator*innen versichert, dass der Pride, der nach einer zweijährigen Zwangspause wegen Corona erstmals wieder stattfand, sicher sei. Präsident Cyril Ramaphosa, von der Terrorwarnung ziemlich verärgert, bezeichnete sie als „unglücklich“ und als Ursache für „Panik“ im Lande.

„Wir kämpfen immer für Sichtbarkeit und sind immer in Gefahr. Als ich von dem Terroranschlag (der Warnung) hörte, hat mich das nicht einmal beunruhigt“, sagte Anold Mulaisho, ein LGBTIQ*-Aktivist gegenüber AFP.

„So oder so, wenn ich sterbe, hat mich meine Familie sowieso schon verstoßen, also wird mich niemand vermissen.“

Die Veranstaltung verlief glücklicherweise gänzlich ohne Störungen ab, wie unsere Fotostrecke beweist:

Foto: Guillem Sartorio / AFP

GUILLEM SARTORIO AFP

Foto: Guillem Sartorio / AFP

Foto: Guillem Sartorio / AFP

Foto: Guillem Sartorio / AFP

Foto: Guillem Sartorio / AFP

Foto: Michele Spatari / AFP

Gleichberechtigung: So nah und doch so fern

Südafrika war 2006 das erste Land in Afrika, das die Homo-Ehe legalisierte, und hat im Grunde einige der fortschrittlichsten Gesetze der Welt, wenn es um die Rechte von LGBTIQ* geht. Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung etwa ist per Verfassung geschützt. 2018 wurde zudem ein Gesetzentwurf herausgebracht, der Hassverbrechen und Hassreden unter Strafe stellt. Mit dem Civil Union Amendment Act, den Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa 2020 in Kraft setzte, ist es Standesbeamt*innen verboten, homosexuellen Paaren die Eheschließung zu verweigern.

Doch auch wenn diese Entwicklungen auf dem Papier einen großen Schritt nach vorne bedeuten, hat das Land in der Realität noch einen langen Weg vor sich. Nach wie vor bestehen Stigmata und Hassverbrechen gegen die Community sind immer noch weit verbreitet. 2021 wurden in Südafrika innerhalb weniger Wochen fünf Mitglieder der LGBTIQ*-Community ermordet (männer* berichtete). Und auch heute noch würden jeden Tag „queere Menschen ... getötet“, sagte der Arzt Lethuxolo Shange, der auch am 33. Pride in Johannesburg teilnahm.

„Wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns. Das Gesetz ist da, aber die Praxis und die Denkweise in unserer Gesellschaft haben sich nicht geändert. Daran arbeiten wir noch und hoffen auf eine bessere Zukunft.“

* AFP/sah

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