Mordserie an Queers erschüttert Südafrika

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In den letzten Wochen wurden in Südafrika fünf Mitglieder der LGBTIQ*-Community ermordet. Die Rufe nach einem umfassenden Gesetz gegen Hassverbrechen werden immer lauter, Aktivist*innen fordern die Politik zum Handeln auf. 

Die 24-jährige, offen lesbisch lebende Phelokazi Ndlwana ist das jüngste Opfer einer Gewaltserie in Südafrika, der in den letzten Wochen insgesamt – soweit bekannt – fünf Mitglieder der Queercommunity zum Opfer fielen. Ndlwana wurde am Sonntag, 2. Mai, am Stadtrand von Kapstadt, im Khayelitsha Township, einem der größten Townships des Landes, tot aufgefunden. Polizeisprecher Andrè Traut berichtete gegenüber lokalen Medien von dem Polizeieinsatz:

„Bei ihrer Ankunft wurden [die Beamt*innen] von der Gemeinde zu der Leiche einer Frau geleitet, die dem Tod durch scheinbare Stichwunden im Brustbereich erlag“

Ndlwana wurde zuletzt mit Freunden in einer Bar gegenüber ihrem Haus gesehen. Ihre Freunde sagten, dass sie nach draußen ging und schnell zurückkehren wollte – doch dazu kam es nicht mehr. Als ihre Freunde sich Sorgen machten und hinausgingen, um nach ihr zu sehen, fanden sie sie in einer Blutlache. Den Verdächtigen sahen sie mit einem Messer weglaufen. Die 24-Jährige verstarb noch am Tatort. 

Die Ermittler seien Hinweisen nachgegangen, die zur Verhaftung eines Verdächtigen führten, so Traut. Während ein Motiv noch nicht geklärt ist, glaubt Ndlwanas Familie, dass sie getötet wurde, weil sie offen lesbisch lebte. Ihre Cousine erklärte gegenüber südafrikanischen Medien, dass die junge Frau sich nie mit jemandem gestritten habe und von vielen geliebt wurde. Sie sei davon überzeugt, dass ihre Cousine das Opfer eines Hassverbrechens wurde und fordere Gerechtigkeit.


Welle an homophober Gewalt

Der Tod der jungen Frau markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Mordserie an queeren Menschen in dem Land an der Südspitze des afrikanischen Kontinents. Am 2. April wurde Nathaniel „Spokgoane“ Mbele erstochen. Er wurde zuletzt mit seinen Freunden in einer Taverne gesehen, bevor er diese verließ, ohne jemandem zu sagen, wohin er wollte. Ein Mann wurde in Verbindung mit seinem Mord verhaftet, aber der Fall wurde auf später in diesem Monat verschoben.

Der Mord an dem in der lokalen Queercommunity sehr bekannten und beliebten Mann führte zu einem Ausbruch von Trauer und Entsetzen in der südafrikanischen LGBTIQ*-Gemeinschaft. Forderungen nach einem umfassenden Gesetz für Hassverbrechen wurden seither immer lauter. Doch Mbele war nicht das erste queere Opfer der Gewaltserie in Südafrika:

Kurz zuvor fand die Polizei die verbrannte Leiche von Andile 'Lulu' Ntuthela. Seinem gewaltsamen Tod ging der von Sphamandla Khoza (34) voraus, einem ebenfalls schwulen Mann, der in Durban erstochen, verprügelt und dem die Kehle durchgeschnitten wurde. Nur einen Tag vor dem Mord an der 24-jährigen Phelokazi Ndlwana wurde der offen schwule Lonwabo Jack beerdigt – er wurde an seinem 22. Geburtstag ermordet. Die Untersuchung der Polizei läuft noch, möglicherweise wurde der junge Schwule vor seinem Tod zusätzlich Opfer sexueller Gewalt. Seine Eltern sagten dem südafrikanischen Nachrichtennetzwerk Independent Online (IOL):

„Es ist herzzerreißend, ein Kind zur Welt zu bringen und es dann auch noch zu begraben, besonders weil er nie krank war.“

Aktivist*innen fordern Konsequenzen

Nachdem mit Ndlwana das bislang fünfte Opfer aufgefunden wurde, sagte eine Sprecherin der Organisation Ilitha Labantu, die gegen geschlechts- und genderspezifische Gewalt in Südafrika kämpft, gegenüber IOL:

„Als Organisation sind wir sehr besorgt über die allgegenwärtige Kultur der Intoleranz, die tief in Frauenfeindlichkeit und toxischer Männlichkeit verwurzelt ist, die unsere Gemeinschaften plagt, und wir fordern die Gesellschaft auf, die Vielfalt der Menschen mehr zu akzeptieren, besonders wenn es um Sexualität geht.“

Sie seien zutiefst betrübt zu hören, dass ein weiteres Mitglied der LGBTQI*-Gemeinschaft brutal ermordet wurde und erklärten, sie würden diese Form der Diskriminierung niemals tolerieren. Die Organisation forderte das Justizsystem auf, harte Strafen für die Täter geschlechtsspezifischer Gewalt zu verhängen. In der queeren Szene werden die verzweifelten Rufe nach einer geregelten Gesetzgebung für Hassverbrechen immer lauter. Ein entsprechendes Gesetz ist derzeit im Parlament anhängig. Es soll diverse Merkmale umfassen, darunter Hautfarbe, Ethnie, Alter, HIV-Status, Sprache, Beruf, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung. Der Entwurf wurde bereits 2016 vorgetragen, ist jedoch ins Stocken geraten, da Kritiker*innen behaupteten, das Gesetz würde die Redefreiheit einschränken.

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