Tansania – gefährliches Tropenparadies für LGBTIQ*

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Während auch in diesem Sommer in zahlreichen Städten CSD und PRIDE gefeiert wird, sind manche Länder weiter denn je davon entfernt, so etwas zuzulassen. Zu diesen Ländern zählt Tansania, das den meisten nur als exotisches Urlaubsparadies mit seinen bekannten Nationalparks, wie zum Beispiel der Serengeti, bekannt ist.

Von den Medien weitgehend ignoriert und daher unbeachtet steigt in diesem Land eine gewaltige Anti-LGBTIQ*-Kampagne. Damit einher gehen bisher zahlreiche Gewalttaten gegen LGBTIQ* inklusive Todesopfer, Verstümmelungen, Folterungen, Verurteilungen und psychischer Gewalt.

Zeitweise scheinen die Parlamentarier*innen sich in ihren Hassreden gegenseitig übertrumpfen zu wollen; Statements wie „Wenn das mein Kind wäre, würde ich es töten,“ sind nicht selten, aber nur der Auftakt einer sich immer schneller drehenden Spirale der Gewalt. Die Präsidentin des Landes schweigt zu alledem.

Gut organisierte und finanzierte Demonstrationen werden von Moscheen und Würdenträgern organisiert, an denen Tausende von Menschen gegen Schwule und Lesben protestieren. Der offizielle Slogan, der sich auf Bauschildern, Transparenten und Bannern findet, lautet: „Ein Tansania ohne Schwule und Lesben ist möglich.“ Die Kirchen im Land schweigen zur Gewalt, rufen aber wenigstens nicht wie andere dazu auf. Manch ein christlicher Pfarrer schützt heimlich LGBTIQ* und hilft ihnen, wenn sie in Bedrängnis geraten oder von ihren Familien verstoßen werden. Andere Kirchengemeinden gießen Öl ins Feuer, indem sie gebetsmühlenartig auf das „sündige Verhalten“ hinweisen. Aufrufe zur Gewalt gegen LGBTIQ* kommen aber vor allem aus islamisch-fundamentalistischen Kreisen, da geht es nicht unter „verbrennen“, „vergiften“, „zerstückeln“ und der Forderung nach der Todesstrafe oder sogar nach unabhängigen islamischen Gerichten.

Gegendemonstrationen sind undenkbar. Menschenrechte im Zusammenhang mit LGBTIQ* zu erwähnen, wird als Förderung von Homosexualität gewertet und kann einen in Teufelsküche bringen. Die sozialen Medien verbreiten den Hass, die Kommentare überschlagen sich vor Wut und Gewaltfantasien: „Verbrennt sie, vergiftet sie, zerstückelt sie!“ Und so geschieht es auch immer wieder: Nachbarn zünden das Haus an oder zerstückeln eine Person, die die „falsche“ Kleidung trägt, bei lebendigem Leib. Oder ein Mob verprügelt zwei Frauen, die zusammenwohnen.

Das Leben für LGBTQI* war vor dieser Hexenjagd (männer* berichtete) schon schwierig, jetzt ist es fast unmöglich und sehr gefährlich geworden. Manche lenken ein und gehen eine Heteroehe ein, um sich zu schützen, andere trauen sich kaum noch aus dem Haus. Oft von der Familie verstoßen, ohne Job und Hilfe, bleibt vielen nur die Prostitution, um zu überleben. Aber jeder Freier kann ein versteckter Ermittler sein und in jedem Falle riskiert man sein

Leben, denn Gewalt gegen LGBTIQ* wird nicht geahndet. Und so sind die Sexarbeiter*innen allem schutzlos ausgeliefert, was psychopathischen und angsterfüllten Freiern gerade einfällt. Man mag es kaum glauben, aber Schulen werden geschlossen, wenn die Kinder Farbverläufe malen oder in einem Buch ein Regenbogen abgebildet ist. Solches, so heißt es, lehrt Kinder, „schwul“ zu werden.

Im Land ist es inzwischen unmöglich, gegen diese verblendete Ideologie auch nur im Geringsten anzugehen. Nur heimlich und unter größter Vorsicht versucht die Menschenrechtsorganisation www.Joyful-Life.org LGBTIQ* aus Polizeigewahrsam freizukaufen, Verletzte an mutige Ärzte zu vermitteln oder ein Busticket zur Flucht zu bezahlen. Dazu fehlt es aber allzu oft an Mitteln. Fundraising ist schwierig geworden: Alle Welt schaut auf die Ukraine und nach Uganda. Ohne Medien, ohne Aufmerksamkeit, ohne Druck von außen und ohne finanzielle Mittel durch Spenden oder Projektförderung haben wir nicht die Möglichkeit, Einzelschicksalen zu helfen oder an der Situation etwa zu ändern, die immer schwieriger wird.

Toto und Jay arbeiten für die Graswurzel-Menschenrechtsorganisation www.Joyful-Life.org in Tansania, die sich besonders für LGBTIQ* einsetzt und ihnen hilft, Sicherheit zu finden oder sie in Konfliktsituationen aus Folter und Staatsgewalt zu befreien. Ihre Organisation kann finanziell unterstützt werden via PayPal an info@eya.co.tz. Jeder Betrag hilft.

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