Tansania – 112 Seiten Horror über das Urlaubsparadies

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Foto: Pixabay

Die tansanische Regierung verweigert Queers sowie anderen von HIV betroffenen Personen angemessene Beratungsangebote und medizinische Dienstleistungen. Dies teilte Human Rights Watch in einem am 3. Februar veröffentlichten Bericht mit.

Der 112-seitige Bericht „Wenn wir keine Dienstleistungen erhalten, werden wir sterben“: Tansanias Vorgehen gegen LGBT und das Recht auf Gesundheit dokumentiert, wie die tansanische Regierung seit 2016 gegen die queere Bevölkerung Tansanias vorgeht. 

Stimmungsumschwung seit 2016

Obwohl gleichgeschlechtlicher Sex in Tansania unter Strafe steht, verfolgte der tansanische Gesundheitssektor bis 2016 einen relativ umfassenden evidenzbasierten Ansatz zur Bekämpfung von HIV und AIDS, der auch weitestgehend erfolgreich war.

Seit 2016 geht die Regierung jedoch einen komplett anderen Weg und verfolgt eine strikte Anti-LGBTIQ*-Politik. Bürgernahen Organisationen wurde untersagt, HIV-Prävention für schwule und bisexuelle Männer und andere HIV-gefährdete Bevölkerungsgruppen durchzuführen. Anlaufstellen für HIV-Tests wurden geschlossen, gezielte und umfassende Beratungsangebote wie HIV-Aufklärungskurse wurden verboten, ebenso die Verteilung von Kondomen und Gleitmitteln.

Polizeirazzien gegen „Aktivitäten zur Förderung der Homosexualität“, willkürliche Festnahmen und diskriminierende Maßnahmen sowie die Einschüchterung von Mitarbeiter*innen ausländischer Organisationen stehen an der Tagesordnung (wir berichteten). Neela Ghoshal, Senior Researcher im LGBT-Rights-Program von Human Rights Watch, sagte, die tansanischen Behörden planen

„einen systematischen Angriff auf die Rechte von LGBT-Personen einschließlich ihres Rechts auf Gesundheit.“

HIV Prävention wird als Homopropaganda diffamiert und eingestellt

Seitens der Regierung heißt es zur Begründung, die in vielen Fällen von internationalen Organisationen bereitgestellten Beratungsangebote zur Prävention und die Verteilung von Kondomen und Gleitmitteln würde zur Förderung von Homosexualität beitragen. Außerdem sei die Versorgung in öffentlichen Gesundheitszentren ausreichend, sodass keine zivilen Selbsthilfe- und Präventionsorganisationen erforderlich seien. Untersuchungen von Human Rights Watch ergaben jedoch, dass die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in staatlichen Gesundheitszentren weit verbreitet ist. 

Der Bericht basiert größtenteils auf Interviews, die zwischen Mai 2018 und Juni 2019 mit 35 lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Tansanier*innen geführt wurden. Daneben sind auch Interviews und Gespräche mit tansanischen Menschenrechtsaktivist*innen und Anwälten zwischen 2016 und 2020 sowie Gespräche mit Vertretern von über 20 regionalen und internationalen Gesundheits- und Menschenrechtsorganisationen, Geberländern und UNO-Organisationen in den Bericht eingeflossen.

Foto: K15 Photos / Unsplash

Osman, ein 24-jähriger HIV-positiver schwuler Mann, erzählt von seinen Erfahrungen bei der Suche nach einer HIV-Behandlung in einem Regierungskrankenhaus in Daressalam:

„[Sie sagten mir] ‚Du bist ein guter Junge, warum hast du schwulen Sex? Deshalb hast du AIDS bekommen, weil diese Taten Gott erzürnt haben.‘ Sie sagten mir auch, ich solle diese Spiele abbrechen, um gerettet werden. Um Satan zu vertreiben, der mich dazu brachte, diesen Sex zu haben, und um stattdessen eine Frau zu finden, zu heiraten und eine Familie zu haben.“

Medard, ein 38-jähriger schwuler Mann in Daressalam, sagte über die Schließung von LGBT-freundlichen Anlaufstellen:

„Wann immer ich ein Gesundheitsproblem hatte, konnte ich mich an diese Zentren wenden, um Hilfe zu erhalten oder mich von jemandem beraten zu lassen, der mich nicht diskriminiert, sondern wie alle anderen behandelte. Heutzutage habe ich, wenn ich ein Gesundheitsproblem habe, keinen Ort, an dem ich mein Problem beschreiben kann, also schweige ich einfach. Ich wünsche mir, dass die Regierung Tansanias Kuchus [queere Menschen] Zugang zu Gesundheitsdiensten gewährt. Wenn wir keine Dienste bekommen, werden wir sterben.“

Unser Dossier zur jüngeren Verfolgungswelle in Tansania findet ihr HIER.

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