Türkei: Polizeigewalt gegen Pride-Demonstrant*innen

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Türkische Polizisten haben mindestens 50 Studierende, die am Pride March in Istanbul teilgenommen haben, festgenommen. Auch in Ankara wurden Teilnehmende einer Pride-Parade an der Middle East Technical University (METU) von der Polizei angegriffen und verhaftet.

Die Studierenden, die Regenbogenfahnen schwenkend am 10. Juni an der 9. Bosporus Pride Parade der renommierten Istanbuler Boğaziçi-Universität für Gleichberechtigung für die LGBTIQ*-Community protestierten, wurden nach Berichten der Zeitung  Evrensel von der Bereitschaftspolizei umzingelt, verhaftet und über Nacht in Gewahrsam genommen. Mindestens 50 Personen sollen festgenommen worden sein. Sie wurden erst nach einer Befragung durch eine Polizeidienststelle und medizinischen Untersuchungen in den frühen Morgenstunden wieder freigelassen.

Boğaziçi geriet letztes Jahr in die Schlagzeilen, als die Regierung ein monatelanges Vorgehen der Polizei gegen Studierende anordnete, die gegen die Ernennung eines regierungstreuen Rektors protestierten (männer* berichtete). Ankara beschuldigte die Organisatoren der Proteste, sich wie „Terroristen“ zu verhalten. Mehr als 150 Menschen wurden damals festgenommen.

Ankara 

Auch in Ankara wurden am 10. Juni Teilnehmende einer Pride-Parade an der Middle East Technical University (METU) von der Polizei angegriffen und verhaftet.

Auf Twitter sind mehrere Videos aufgetaucht, die Dutzende mit Schutzschildern und Schlagstöcken bewaffnete Polizeibeamte zeigen, die die Universität betreten und Student*innen, die sich für den 10. METU Pride am Campus versammelt hatten, mit Gummigeschossen und Pfefferspray attackieren. In einigen Tweets hieß es, die Polizei habe auch Tränengas eingesetzt.

„Szenen von friedlichen Pride-Demonstranten auf dem METU-Campus, die mit der Polizei konfrontiert werden, die unnötige und übermäßige Gewalt anwendet, einschließlich Pfefferspray, sind zutiefst beunruhigend“, sagte der Direktor des Europa-Regionalbüros von Amnesty International Nils Muižnieks, „insbesondere, da dies eine Wiederholung der Brutalität ist, die wir hier vor drei Jahren gesehen haben.“ 

2021 waren 18 Studierende und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ) in Ankara vor Gericht gestellt worden, weil sie am 10. Mai 2019 an der 9. Pride Parade für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen auf dem Campus der ODTÜ teilgenommen hatten (männer* berichtete).

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