Türkei verbietet queeres deutsches Filmfestival

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Sicherheitsbedenken sind in autokratisch geführten LGBTIQ*-feindlichen Staaten wie Russland oder der Türkei gerne ins Feld geführte Vorwände, um queeres Leben unsichtbar zu machen. Jetzt traf es ein von der deutschen Botschaft unterstütztes Filmfest.

Bilder/Collage: M. Rädel

In Ankara sollte gestern das Filmfestival „Pinkes Leben Queer Festival" starten, das unter anderem von der deutschen Botschaft mitorganisiert wurde und auch vier deutsche Filme mit LGBTIQ*-Thematik zeigen sollte. Kurzfristig untersagte der  Gouverneur der türkischen Hauptstadt das Festival mit einem Verweis auf die Sicherheitslage. Die Filme könnten demnach „Ressentiments und Feindseligkeit gegenüber eines Teils der Gesellschaft" provozieren und „Terrororganisationen könnten versuchen, Dissidenten oder deren Organisationen anzugreifen".

Eine ähnliche Begründung wurde auch schon zur Absage von CSDs in Istanbul und Ankara herangezogen. 

Deutschland zeigt Flagge

Die Botschaft Deutschlands reagierte mit einem für diplomatische Kreise außergewöhnlichen Symbol. Sie schmückte das Botschaftsgebäude in Ankara mit einer Regenbogenflagge. Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) twittere ein Foto davon und erklärte in deutscher und türkischer Sprache:

„Gouverneursamt in #Ankara verbietet #LGTBI-Filmfest unserer Botschaft. Die Freiheit der Kunst und die Rechte von Minderheiten sind unantastbar! Das muss auch in der #Türkei gelten! Unsere Botschaft setzt ein Zeichen und zeigt ganz klar Flagge ! Danke!"

Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg reagieren

In einer Pressemitteilung reagierte jetzt Deutschlands ältestes queeres Filmfest und gibt eine Stellungnahme des „Pembe Hayat Pink Life Queer Film Fest" weiter:

 „Wir werden auch zukünftig nicht für Hass eintreten, sondern für das Leben und die Freiheit in allen Lebensbereichen kämpfen — gegen Rassismus, Sexismus, Homo-Bi-Queer-Transphobie, sowie gegen alle Arten von Diskriminierungen aufgrund von Sexualität, Alter, Gender, Herkunft und Klassenzugehörigkeit, bis die Straßen erfüllt sind mit dem gesamten Spektrum an Farben.“

Bei drei türkischen Filmvorstellungen konnten die Besucher_innen der 28. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg | International Queer Film Festival vom 17. – 22.10.17 Einblicke in das queere Leben in der Türkei gewinnen. Die Solidarität des Filmtageteams gelte dem „Pembe Hayat Pink Life Queer Film Fest", das als Kooperationspartner der Deutschen Botschaft in Ankara nun dem politischen Druck standhalten muss. Das Team der Filmtage meint:

„Wir als queeres Filmfestival wissen, dass einem solch kulturellen wie politischen Ereignis große Bedeutung zukommt. Das Publikum schöpft Kraft und Hoffnung aus einer solchen Veranstaltung. Ein_e Besucher_in fasste das diesjährige Filmtageerlebnis so zusammen: Die Filmtage sind meine Oase im alltäglichen cis*heteronormativen Wüstensand.“

www.lsf-hamburg.de

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