CSD im Kosovo: Schatten der Vergangenheit

by

Zum vierten Mal kam die queere Community des Kosovo am 12. Oktober in der Hauptstadt Priština zusammen, um für mehr Gleichberechtigung, Sichtbarkeit und Akzeptanz in der Bevölkerung zu demonstrieren.

Zur Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus beschränkten sich die Organisator*innen mit ihren Aktionen in diesem Jahr auf einen Tag. Als Zeichen der queeren Sichtbarkeit wurde ein Zebrastreifen in der Stadt bunt lackiert und am Bürogebäude des Bürgermeisters Shpend Ahmeti wehte eine Regenbogenfahne. Außerdem fuhren die Teilnehmer*innen mit ihren Autos hupend durch die Straßen Prištinas.

Auch von Präsident Hashim Thaçi1, der als Unterstützer der queeren Community und Befürworter der Ehe für alle gilt (wir berichteten), kam eine Grußbotschaft auf Twitter. Darin kündigte der Vorsitzende der Demokratischen Partei an, einen LGBTIQ*-Beirat einrichten zu wollen.

Der Kosovo zwischen Tradition und Moderne

Homosexualität ist im Kosovo immer noch ein Thema, was vor allem dem starken Einfluss der vorherrschenden Religionen – neben dem sunnitischen Islam auch die serbisch-orthodoxe und die katholische Kirche – zuzuschreiben ist. Umso wichtiger sei es, Präsenz zu zeigen und die Herausforderungen und Forderungen klar zu benennen, sagen die Organisator*innen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung zum diesjährigen Motto „I DO“ erklärten das Centre for Social Group Development (CSGD), das Centre for Equality and Liberty (CEL) und die Youth Initiative for Human Rights Kosovo (YIHR):

„In diesem Jahr bemühen wir uns um Gerechtigkeit bei den Entscheidungen bezüglich des Ausschlusses der gleichgeschlechtlichen Ehe im Zivilgesetzbuch, ein Recht, das von der Verfassung der Republik Kosovo garantiert wird.“


Foto: Kai Mörk / Wikimedia Commons

1) Im Juni wurde bekannt, dass Hashim Thaçi vor dem Kosovo-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt wird. Als Kommandeur der Befreiungsarmee des Kosovo (UCK) soll er im Kosovokrieg Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Zehn Punkte umfasst die Anklageschrift, im Juli fand eine erste Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag statt. Ob das Verfahren gegen Thaçi weiterverfolgt wird, ist noch offen.

Back to topbutton