Fassungslosigkeit in Serbien: EuroPride gecancelt

🇷🇸 Nur zwei Wochen vor Beginn der #EuroPride, hat Präsident Aleksandar Vucic überraschend verkündet, dass die große Demonstration in Belrgrad nicht stattfinden werde. Das Orgateam dementiert mit Verweis auf die Verfassung. 🏳️‍🌈

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Serbien will die für kommenden Monat in Belgrad geplante EuroPride nicht ausrichten. In Übereinstimmung mit der Mehrheit des Kabinetts und auch der lesbischen Regierungschefin Ana Brnabic werde

„die Pride-Parade, oder wie auch immer man sie nennen mag, verschoben oder abgesagt"

so jedenfalls Präsident Aleksandar Vucic gegenüber der Presse.

Kosovo-Krise als Grund

Zur Begründung verwies er auf die vielen Probleme, mit denen sein Land derzeit konfrontiert sei:

„Ich sage das nicht, weil ich mich darüber freue. Ich sage es, weil wir es zu diesem Zeitpunkt nicht (ausrichten) können, wenn wir Open Balkan und eine ernsthafte Krise im Kosovo haben, die nicht verschwinden wird bis Ende Oktober, sondern sich wie ich fürchte noch vertiefen wird."

Die EuroPride ist eine paneuropäische queere Großveranstaltung, die seit 1992 jeden Sommer in einem anderen europäischen Land organisiert wird. In diesem Jahr soll sie vom 12. bis 18. September in der serbischen Hauptstadt stattfinden; für den vorletzten Tag war der Pride March vorgesehen, der mit den „Christopher Street Days“ (CSDs) vergleichbar ist. Das dieser wichtigste Teil der EuroPride abgesagt werden soll, stößt auf Widerstand. Die Organisatoren erklärten umgehend, dass sie an dem Termin festhalten wollten.

„Der Staat kann EuroPride nicht absagen – er kann nur versuchen, sie zu verbieten, was ein klarer Verstoß gegen die Verfassung wäre“,

erklärte Koordinator Marko Mihajlovic.

Serbiens LGBTIQ* immer noch unter Druck

Foto: ANDREJ ISAKOVIC / AFP

Die Organisatoren hatten bereits zuvor betont, wie wichtig die Ausrichtung in Serbien für die Gleichstellung sexueller Minderheiten „auf dem Westbalkan“ sei. Serbien ist zwar eines der wenigen Länder, das in Brnabic eine offen lesbische Regierungschefin hat. Doch viele Angehörige sexueller Minderheiten in dem Land sehen sich weiterhin mit Tabus, Vorurteilen und auch Gewalt konfrontiert.

In einer im Jahr 2020 veröffentlichten Erhebung der Menschenrechtsorganisationen Ideas und Glic berichteten fast 60 Prozent der befragten Angehörigen sexueller Minderheiten von Erfahrungen mit körperlichen oder emotionalen Misshandlungen. Die serbisch-orthodoxe Kirche spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung über Schwule, Lesben und andere sexuelle Minderheiten – unter anderem, indem sie die Pride-Paraden in Belgrad als „Schande“ brandmarkte. *AFP/ans/dja/ck

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