„Wenn ich eine Waffe hätte …“ Serbischer Bischof wettert gegen EuroPride

by

Die Veranstaltung sei eine Schande für die Hauptstadt Serbiens, sagte Bischof Nikanor Bogunović zur bevorstehenden EuroPride in Belgrad vom 12. bis 18. September. Der serbisch-orthodoxe Bischof tauchte kürzlich in einem Video auf YouTube auf, in dem er #europride2022 „verflucht“ und wüste Drohungen ausspricht. 

Pride-Teilnehmer*innen, die nach Belgrad kämen, würden diese heilige Stadt entweihen, so Nikanor in einem von einem YouTube-Kanal namens Православље (‚Orthodoxe‘) veröffentlichten Video. Er werde „alle verfluchen, die so etwas organisieren und daran teilnehmen“, sagte der Bischof und rief die Gläubigen auf, „unsere Stimme gegen solche [Leute zu] erheben“. Gegen diejenigen, die „die heilige Stadt Belgrad entweihen”, würde er gerne zur Waffe greifen, sagte der Bischof. „Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich sie benutzen.”

Foto: facebook.com/parada.beograd

Bischof Nikanor, der die Diözese Banat seit 2003 leitet, fiel schon mehrfach durch provokative Äußerungen auf. So hatte er Serbiens Regierungschefin Ana Brnabić, die offen lesbisch ist und deren Familienmitglieder in Kroatien geboren wurden, in der Vergangenheit schon wüst beschimpft. Im April 2020, als in Serbien aufgrund von Covid-19-Pandemie die Gottesdienste eingeschränkt waren, forderte Nikanor die Gläubigen dazu auf, in die Kirche zu kommen, denn sie „sie ist das beste und heilendste Krankenhaus“. Die beste Medizin sei das heilige Sakrament der Kommunion, sagte Nikanor.

Heftige Kritik an den Worten des Bischofs

Der serbische Präsident Aleksandar Vučić – er verhandelt gerade mit Brüssel über einen Beitritt seines Landes zur EU und weiß, dass ein Erfolg der EuroPride als friedliche Demonstration für Menschenrechte ein wichtiges Signal setzen und die politische Zukunft des Landes mitbestimmen kann –, distanzierte sich von Nikanor und erklärte, dieser habe „sich selbst und unsere Kirche beleidigt und gedemütigt“. 

Die Programmdirektorin der Jugendinitiative für Menschenrechte (YIHR), Sofija Todorovic sieht in Bischof Nikanor eine „direkte Bedrohung“ für Queers. „Auf diese Weise missbrauchen Beamte der serbisch-orthodoxen Kirche ihre Position und Legitimität unter den gläubigen Bürgern Serbiens, um Ideen zu verbreiten, die diskriminierend sind und letztlich eine Gruppe von Menschen völlig entmenschlichen.“

Auch Goran Miletić, Organisator von Belgrade Pride und Vorsitzender von Civil Right Defenders Europe, spricht ganz klar von einer „offene[n] Hassrede gegen die LGBT-Community, aber auch gegen Kroaten und die lesbische Premierministerin Serbiens“.

Die serbisch-orthodoxe Kirche äußerte sich nicht zu den Äußerungen des Bischofs.

Back to topbutton