Zehnter Pride-Geburtstag: Neu Delhi marschiert für LGBTIQ*-Rechte

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Als vor zehn Jahren die erste Queer-Pride-Demo durch Neu Delhi zog, bestand sie aus ein paar hundert Teilnehmern, von denen viele vermummt waren, um nicht erkannt zu werden. Beim zehnten Jubiläum der Veranstaltung, das am Sonntag stattfand, ließ sich der gesellschaftliche Wandel, der seither in der indischen Hauptstadt stattgefunden hat, deutlich ablesen. Masken sah man kaum noch, dafür bestand die Menge aus mehreren Tausend Demonstranten. Eine 15 Meter lange Regenbogenflagge wurde durch die Stadt getragen und der Schlachtruf lautete: „One, two, three, four. Break open that closet door. Five, six, seven, eight. Stop your folks from assuming you’re straight“ („Eins, Zwei, Drei, Vier - Tretet die Schranktür auf / Fünf, Sechs, Sieben, Acht - Hört auf, eure Bekannten glauben zu lassen, ihr wärt hetero.“

Foto: Instagram

Laut  „Section 377“ des indischen Strafgesetzbuches steht auf  „Geschlechtsverkehr gegen die Gesetze der Natur“ eine Gefängnisstrafe von zehn Jahren. Trotz der schwammigen Formulierung wird und wurde der Paragraph gemeinhin als Verbot gleichgeschlechtlicher Praktiken interpretiert. Die Obersten Gerichte Indiens fordern seit Jahren eine Abschaffung des Gesetzes, doch politische Maßnahmen bleiben aus.

Ein neues Druckmittel könnte ein im August gefälltes Urteil des Verfassungsgerichts sein, das ein Recht auf Privatsphäre festschreibt und folgende Formulierung enthält: „Sexuelle Orientierung ist ein wesentlicher Bestandtteil der Privatsphäre. Diskriminierung eines Individuums aufgrund seiner sexuellen Orientierung ist ein schwerwiegender Angriff auf die Würde und den Selbstwert dieses Individuums. Gleichberechtigung erfordert, dass die sexuelle Orientierung eines jeden Individuums in der Gesellschaft auf einer gleichberechtigten Ebene geschützt sein muss. Das Recht auf Privatsphäre und der Schutz der sexuellen Orientierung betreffen den Kern fundamentaler Rechte, die durch Artikel 14, 15 und 21 unserer Verfassung gewährleistet werden.“ 

Manak Matiyani, ein Mitorganisator des Queer-Pride-Jubiläums äußerte gegenüber Associated Press:  „Wir kämpfen für die Rechte eines jeden Einwohners dieses Landes, als gleichberechtigte Bürger zu leben, was auch bedeutet, sein Leben leben zu können wie man will und Beziehungen haben zu können, die man will, ohne dafür vom Gesetz oder irgendjemandem sonst bedroht und kriminalisiert zu werden.“ Bei der Diversifizierung dieser Forderung bewiesen Manak und seine Mitstreiter viel Kreativität.

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