Aufstieg: Hitzlsperger wird VfB-Vorstandsboss

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Er war der erste: 2014 outete Thomas Hitzlsperger sich als homosexuell – nach seiner Zeit als aktiver Fußballer. Auch danach blieb Hitzlsperger dem Fußball als TV-Experte und Kommentator erhalten. Nun wurde bekannt, dass der Ex-Fußballprofi der neue Vereinsboss des VfB-Stuttgarts werden soll – nach nur acht Monaten im Vorstand.

Erst am 12. Februar 2019 war Thomas Hitzslperger zum Sportvorstand des VfB Stuttgart befördert worden. Am 15. Oktober übernimmt er den Posten des Vorstandsvorsitzenden beim schwäbischen Fußballklub. Die Position wurde beim Verein neu geschaffen und umfasst die Ressorts Sport, Unternehmensstrategie und Kommunikation. Hitzlsperger wurde vom Aufsichtsrat in dieses Amt berufen.

Aufsichtsratschef Dr. Bernd Gaiser machte deutlich, Hitzlsperger habe sich als die eindeutig beste Wahl erwiesen. „Ihn zeichnen seine hohe Sportkompetenz, Entscheidungsstärke, sein klares Bekenntnis zum VfB und zu unserem Weg der ‚Jungen Wilden‘, seine hohe Glaubwürdigkeit und eine moderne Auffassung von Leadership und Unternehmenskultur aus“, so Gaiser weiter in einem Vereinsstatement.

Zuvor hatte Ex-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann mit dem Gedanken gespielt, den Posten zu übernehmen. Wie er danach bekannt gab, verliefen die Gespräche aber nicht nach seinen Vorstellungen. Das Werben des Klubs wäre seinem Empfinden nach nicht groß genug gewesen.

Erfolgsgarant Hitzlsperger

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Der VfB Stuttgart befindet sich derzeit in einer Krise: 2007 noch deutscher Meister, stieg der Verein mit dem Ende der letzten Saison in die zweite Liga ab. Thomas Hitzlsperger gilt gemeinhin als verantwortlich für die letzte Meisterschaft des Vereines, bei dem er von 2005 bis 2010 spielte. Kann er den Verein aus der Krise und zurück in die erste Liga führen?

„Wir haben jetzt drei konkrete Ziele: den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga, die Weiterentwicklung unserer Infrastruktur, speziell der Mercedes-Benz Arena, und die Beibehaltung unserer wirtschaftlichen Stärke“, Thomas Hitzlsperger.

Thomas Hitzlsperger kann mit seinen 37 Jahren bereits auf eine bewegte Karriere zurückblicken. „Hitz, the Hammer“ nannten ihn die Engländer. Sie liebten den disziplinierten Deutschen mit dem harten Schuss. Immer wieder spielte er in England – er hatte in seiner Karriere Engagements bei den britischen Vereinen West Ham United, FC Everton und Aston Villa. Zudem spielte er insgesamt 52 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft, darunter bei der Weltmeisterschaft 2006 sowie der Europameisterschaft 2008. Nach seiner aktiven Karriere wurde er TV-Experte und Kommentator in diversen Fußballsendungen, darunter bei der ARD und dem Bayerischen Rundfunk – auch bei der Fußball-WM 2018 in Russland. Nun ist er also Vorstandsboss des VfB Stuttgarts: einen solch kometenhaften Aufstieg wünscht sich wohl auch der Verein selbst.

Ehrenpräsident lobt die Entscheidung


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Ehrenpräsident des VfB, Erwin Staudt, erklärte am Dienstag, er habe sich dafür ausgesprochen, einen der drei vorhandenen Vorstände (Thomas Hitzlsperger, Stefan Heim und Jochen Röttgermann) zum Vorstandsvorsitzenden zu machen. Die Wahl Hitzlspergers halte er für eine völlig richtige Entscheidung, so Staudt.

„Er hat die Qualifikation, ein guter Sportvorstand zu sein. Da sich in einer Sport-AG Öffentlichkeitsarbeit ohnehin nur um den Fußball dreht, ist er auch der richtige Sprecher“, verteidigt Staudt die Ernennung des Ex-Nationalspielers.

Lediglich den Zeitpunkt findet Staudt etwas unglücklich gewählt. Im Juli trat der ehemalige Vereinspräsident Wolfgang Dietrich zurück; am 15. Dezember wählen die Vereinsmitglieder aus zwei vom Vereinsbeirat ernannten Kandidaten den neuen Präsidenten. Dieser wird vermutlich auch Aufsichtsratsvorsitzender – der wiederum für die Wahl des Vorstandsvorsitzenden mitverantwortlich ist. „Ich hätte das in einer anderen Reihenfolge gemacht“, sagt Staudt. „Aber das ist nicht so dramatisch.“

Fünf Jahre nach dem Coming-out


Im Interview mit der Radio-Sportrecherchegruppe der ARD zog Hitzlsperger im Januar 2019 sein Resumee. Fünf Jahre nach seinem Coming-out sei nun einiges anders, so der Ex-Profifußballer. Homosexualität sei kein so großes Tabu mehr – das liege vor allem an den Fans. „Ich glaube, dass die Fußball-Fans viel aufgeklärter, viel aufgeschlossener sind“, erklärte er. Er sei nicht der Ansicht, homosexuelle Fußball-Profis hätten von den Fans bei einem Outing viel zu befürchten. Diese Angst würde nur in den Köpfen einiger existieren, sei aber nicht real.

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