Darf er das? Pornostar droht republikanischem US-Senator mit Outing

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Gerüchte um die Sexualität des Trump-Gefolgsmanns und US-Senators Lindsey Graham (64) gibt es seit Jahren – trotz dessen homophober Politik. Nun drohte der Pornostar Sean Harding dem Politiker mit dem inoffiziellen Spitznamen „Lady G“ auf Twitter mit einem Outing – was das Ende dessen politischer Karriere bedeuten könnte.

Superschwengel vs. Senator

In einem Tweet mit ungeahnter Durchschlagskraft deutet Pornostar Sean Harding letzte Woche Unglaubliches an: Es soll einen US-Senator geben, der regelmäßig queerfeindliche Gesetze unterstützt und sich nebenbei schon so ziemlich jeden Stricher aus Hardings Bekanntenkreis ins Büro bestellt hat – anscheinend nicht zum Reden. 

Vorab: Namentlich nennt Sean Harding Graham nicht. In einem weiteren Tweet, in dem er andere Sexarbeiter um Unterstützung bat, sprach er allerdings von „LG“ – und da es nur einen US-Senator mit diesen Initialen gibt, musste Twitter sich den Kopf nicht lange zerbrechen. 

Seit 2003 ist Graham der Senator für South Carolina. 2006 stimmte er gegen Versuche, die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen und erklärte, er sehe die Ehe als eine Verbindung zwischen Mann und Frau, die geschützt werden müsse. Laut der Human Rights Campaign soll Graham auch gegen Adoptionsrechte und queere Diskriminierungsschutzgesetze gestimmt haben. 

Foto: twitter.com/SeanHardingXXX

Gerüchte, dass der ledige US-Senator aus South Carolina homosexuell ist, zirkulieren seit Jahren im Internet und immer wieder auch in den Medien. Stets wies der Politiker sie weit von sich. 2010 erklärte Graham gegenüber der New York Times:

„Ich weiß, dass es viele schwule Männer erschüttern wird - ich bin sicher, dass Hunderte von ihnen von der Golden Gate Bridge springen werden - aber ich stehe nicht zur Verfügung. Ich bin nicht schwul. Tut mir leid.“

Das sehen viele männliche Sexarbeiter angeblich anders: Mit „Lady G“ sollen sie sogar einen internen Spitznamen für Graham haben. Dieser trendete letzte Woche dann auch auf Twitter, nachdem Hardings Post viral ging. In folgenden Tweets erzählte Harding, dass jedes große News-Netzwerk ihn angeschrieben habe, ebenso viele namhafte Anwälte, die bereit wären, den Fall zu übernehmen. Der Pornodarsteller bittet andere, sich ihm anzuschließen. Gemeinsam wären sie stärker, so Harding.

„Ich weiß, dass ihr da draußen seid, weil immer JEDER eine Geschichte über LG hat, wenn wir uns unterhalten.“


Darf man jemanden zwangsouten? 

Die Community ist gespalten, Zwangs-Outing sind schließlich so eine Sache. Allerdings spielt ein Fakt bei vielen Diskussionen eine Rolle: Graham nutzt seine Position, um queerfeindliche Aussagen und Gesetzesvorhaben zu unterstützen. Würde dies aus Selbsthass geschehen, so die Argumentation, schade er damit nicht nur anderen, sondern auch sich selbst – und müsse aufgehalten werden. 

Dan Savage, Gründer des „It gets better“-Projektes und bekannter Queeraktivist, brachte seine Meinung dazu auf Twitter zum Ausdruck: 

„Outings sind eine unmenschliche Taktik, die dem Umgang mit Unmenschen vorbehalten sein sollte. Lady G hat sich mehr als qualifiziert.“

Das Timing scheint nicht willkürlich: Bei der Senatswahl am 3. November dieses Jahres steht Graham mit dem afroamerikanischen Demokraten Jaime Harrison (44) ein starker Kandidat gegenüber. Das letzte Mal gewann 1998 mit Fritz Hollings ein Demokrat in South Carolina den Senatssitz, danach war der Staat stets in republikanischer Hand. Bis jetzt? 

Graham hat viele Kritiker, die sich freuen würden, wenn der Republikaner stürzt. Er machte sich nicht bloß durch seine konservative und homophobe Einstellung Feinde – viele werfen ihm auch Rückgratlosigkeit und Opportunismus vor. Nachdem er 2015 in der Vorwahl zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten scheiterte und sich später als glühender Trump-Gegner etablierte, wurde er nach dessen Sieg ein Verfechter des derzeitigen US-Präsidenten und wird nicht müde, ihn immer wieder zu verteidigen. 

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