Glückwunsch! WDR-Chefin Kellermann spricht über ihr Leben als Trans*-Frau

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Foto: WDR

„Ich hatte die Pumps an, bis ich in die Tiefgarage des Studios fuhr“: Georgine Kellermann ist Leiterin des WDR-Studios Essen. Schon jahrelang lebt sie privat als Frau, nun wagt sie das Coming-out  sie möchte anderen Transgendern Mut machen.

Georgine Kellermann begann ihre Karriere beim WDR als Reporterin  – damals hieß sie noch Georg. Sie begann als Regionalkorrespondentin für Duisburg und Niederrhein, später zog sie in die USA und wurde Auslandskorrespondentin – am meisten beschäftigte sie sich damals beruflich mit der Affäre Bill Clintons. Später arbeitete sie in Paris, doch schließlich zog es sie zurück in ihre Heimat: Seit Mai 2019 leitet sie das Studio in Essen.

In einem Interview mit dem WDR steht die Chefin nun Rede und Antwort, erzählt von ihrem Coming-out, ihrer Kindheit und ihrem neuen Leben. Drei Kleiderschränke bei ihr zuhause hängen bereits voll mit Damenkleidung – kaufen muss sie sich nach ihrem Coming-out also nichts. Privat lebt sie schon lange als Frau, Familie und Freunde wissen Bescheid. Kellermann erklärt:

„Das ist ein wahnsinniger Kraftakt, all die Jahre diese Rolle zu spielen. Ich habe im Bekanntenkreis, in der Familie nie damit hinterm Berg gehalten. Die wussten Bescheid. Ich hatte die Pumps an, bis ich in die Tiefgarage des Studios fuhr. Dann habe ich sie ausgezogen. Ich hatte manchmal Sorge gehabt, dass ich sie vergesse. Dann bin ich arbeiten gegangen.“

Kellermann erzählt offen aus ihrem Leben, aus ihrer Kindheit. Dass sie anders fühlt als ihr patriarchisches Elternhaus erlaubt, ist ihr schon früh klar. Die wunderbaren Momente, in denen sie in ihrer Kindheit die Kleidung ihrer Mutter im Geheimen anzogen konnte, waren viel zu kurz.

Sie machte Schluss mit der Angst

Warum das Doppelleben? Sie hatte Angst. Angst, nicht mehr tun zu können, was sie liebt – ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können. Angst, dass man sie auslachen und journalistische Kompetenz nicht von sozialer Kompetenz trennen könne.

Sie fasste den Entschluss zum öffentlichen Outing im Urlaub vergangenen September in den USA. Endlich den Schritt in ein neues Leben wagen. Sie erzählt, sie habe in ihrem Leben viel verpasst – sei zum Beispiel nie in die Oper gegangen, weil sie sich nicht getraut habe, dort als Frau zu erscheinen. Doch mit dem Verpassen, dem Zaudern und dem Angst haben machte sie nun Schluss.

Das WDR-Team nahm das Coming-out gut auf, Kellermann war von den Reaktionen und der Unterstützung sehr gerührt. Die Chefin sagt, sie sei heute viel ruhiger, entspannter und glücklicher als früher. Ihre Geschichte teilt sie, weil sie glaubt, dass es viele Menschen gibt, die in der gleichen Situation sind – und denen sie Mut machen möchte.

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