Schwuler Knabe im lockigen Haar: Jesus darf kein Homo sein!

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In der brasilianischen Komödie „The First Temptation of Christ“ ist Jesus schwul, seine Mutter eine Marihuana rauchende Prostituierte und die 12 Apostel sind Alkoholiker. Viele Katholiken rufen zum Boykott des Films auf, klagen über Gotteslästerung.

Die Macher des Films „The First Temptation of Christ“ sind die in Brasilien sehr berühmten Komiker der Gruppe Porta dos Fundos (Hintertür), die bei YouTube rund 16 Millionen Abonnenten haben. Jedes Jahr bringen sie ein Weihnachts-Special heraus, das letztjährige wurde sogar als beste internationale Komödie mit einem Emmy ausgezeichnet – darin wurde Jesus als sadistischer Säufer dargestellt.

Große Proteste blieben letztes Jahr allerdings aus. Um sich die absolute Aufmerksamkeit christlicher Organisationen zu sichern, muss man Jesus scheinbar erst schwul machen. Gesagt, getan! In diesem Jahr holten die Komiker ein großes Streamingportal zur Unterstützung ins Boot – der portugiesischsprachige Film verfügt über Untertitel in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch. 

Christliche Vereinigungen und Rechtspopulisten protestieren

Bei zwei Unterschriftenaktionen auf den Plattformen Change.org und CitizenGO kamen bis jetzt insgesamt rund 3,5 Millionen Unterschriften gegen den Film zusammen. Die Initiatoren der Petition bei Change.org forderten von Netflix, den Film zu entfernen. Außerdem wünschten sie eine öffentliche Stellungnahme, da das Unternehmen viele Christen durch den Film schwer beleidigt habe.

Die als rechts-konservativ geltende Stiftung CitizenGO (unter anderem Partner von Hedwig von Beverfoerdes peinlicher Bustour) startete ihre eigene Petition, die bis jetzt mehr als 1,2 Millionen Menschen unterschrieben. Die Macher erklärten:

„Niemand hat das Recht, den Glauben von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt zu beleidigen und anzugreifen. Diese Art der 'künstlerischen' Produktion hat nur ein offensichtliches Ziel: die Menschen zu desensibilisieren und den Weg für eine energischere Verfolgung der Christen zu ebnen.“

Homo- und Transphobie sind in Brasilien trotz gesellschaftlicher Umbrüche noch immer weit verbreitet. Der Präsident des Landes und erklärter Homo-Hasser Jair Bolsonaro äußerte im Wahlkampf unter anderem die Einstellung, er hätte lieber einen toten Sohn als einen schwulen. Sein Sohn, Eduardo Bolsonaro, nahm auf Twitter zum Film Stellung und fragte:

„Wir sind für Meinungsfreiheit, aber ist sie einen Angriff auf den Glauben von 86 Prozent der Bevölkerung wert?“

Anti-Homo-Bischof kündigt Netflix-Abo

Auch der texanische Bischof Joseph Strickland hat sich als Homo-Hasser längst etabliert. Erst im November teilte er das Video eines rechtsnationalen Fernsehsenders und verglich queere Sexualkunde mit Kindesmissbrauch (Unser Bericht). Mit Blick auf die Veröffentlichung des Filmes erklärte Strickland Anfang Dezember bei Twitter, er habe doch tatsächlich sein Netflix-Abo gekündigt:

„Habe gerade Netflix abbestellt. Hatte eh keine Zeit, es zu nutzen - aber Gotteslästerer verdienen nicht einen Penny Unterstützung.“

Werft den Purschen zu Poden!

Das gab es doch schon einmal? Vor 40 Jahren veröffentlichte die britische Komiker-Gruppe Monthy Python die Komödie „Das Leben des Brian“. In dem Film wird die Bibel aufs Korn genommen, der naive Brian nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände zum Messias erklärt und seine Mutter von einem Mann gespielt.

Christliche und jüdische Vereinigungen liefen Sturm gegen den Film, in vielen Ländern, darunter Großbritannien und die USA, wurden Aufführungsboykotte und -verbote gegen die Satire verhängt. Die Kontroverse fachte eine weltweite Diskussion um Meinungsfreiheit in der Kunst an.

Der Film gilt heute generationenübergreifend als Kult, das British Film Institute wählte ihn auf Platz 28 der besten britischen Filme aller Zeiten. Man wird sehen, ob auch „The First Temptation of Christ“ Kultstatus erlangen wird. Eines ist jedoch sicher: Durch die Boykottaufrufe ist der Film in aller Munde. Netflix hat bis jetzt nicht auf die Petitionen reagiert. 

Übrigens: Der Film dauert nur 46 Minuten – und passt damit sicher in jedes noch so eng getaktete Festtagsprogramm. 

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