Gastbeitrag über die Situation Homosexueller im Irak

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Hasan Kahrizi ist Aktivist und Blogger aus dem Irak. Er ist in der einzigen irakischen queeren Menschenrechtsorganisation Alwan tätig. Kahrizi berichtet über Zahlen und Ursachen der Verfolgung Schwuler im Irak. 

Foto: Privat

In den Jahren 2003 bis Ende 2015 wurden mehr als 630 Homosexuelle verfolgt und getötet. Solche Ereignisse wiederholten sich auch im Jahr 2016. Die Verfolgung und die Identifizierung der Homosexuellen geschah über die Dating-Portale im Internet. Wir registrierten im Januar 2015 dreizehn Opfer aus verschiedenen Orten im Irak die verfolgt, gefoltert und getötet wurden.

Einer der Betroffenen sagte:

„Man drohte mich zu ermorden und zu verbrennen, was dazu führte dass ich nur noch fliehen konnte, an einen Ort, wo kein Mensch mich erkennt. Trotzdem kann ich mich nirgendwo im Irak wohlfühlen, geschweige denn das Gefühl von Freiheit haben“.

Diese Angaben habe ich persönlich geprüft, um herauszufinden ob diese Person wirklich homosexuell ist und auch verfolgt wurde. Ja, es stimmt!

Wer sind die Menschen, die Homosexuelle verfolgen und warum haben wir seit 2003 eine erhöhte Homophobie im Irak?

Um diese Frage verstehen zu können, muss man die Politik und die Religion in diesem Land verstehen. Hier herrschen verschiedene religiöse Parteien, die die Politik in der Hand haben. Die politischen Strukturen werden durch kulturelle und religiöse Gedanken beherrscht und kontrolliert, was auch erlaubt, Homosexuelle zu verfolgen und hinzurichten.

Im Jahre 2004 konnte man genau beobachten, dass die „Demokratie“ durch die religiösen Herrscher des Landes niedergeschlagen wurde. Dies führte dazu, dass noch mehr Homosexuelle verfolgt wurden. Diese waren nicht nur Moslems sondern auch Christen und andere. Bis dato dachten wir, dass die Diktatur schlimm genug für Homosexuelle im Irak war, leider ist die jetzige Herrschaft im Land unerträglicher, als alles andere.

Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung ist homosexuell, auch solche, die verheiratet sind und Kinder haben. Diese Menschen werden dazu gezwungen ein Leben zu leben, welches die Gesellschaft für sie bestimmt hat.

Die erschreckenden aktuellen Zahlen

In den Jahren 2014 und 2015 wurden mehr als 63 Fälle von Folter und Ermordung aufgrund ihrer Homosexualität berichtet. Dies wurde uns durch mehrere Personen bestätigt, auch von Personen die getötet wurden, bekamen wir vorher Bilder und Sprachnachrichten, dass sie Verfolgt werden und um Hilfe baten.

Im Jahr 2016 bekamen wir mehr als 86 Meldungen von verfolgten und getöteten Homosexuellen im Irak. Die meisten der Getöteten kamen aus der Stadt Nienou, wo der Daaesch (IS) an der Macht ist. An zweiter Stelle folgte Bagdad und dann Deily.

Solange in diesem Land die Religion und auch verschiedene, zerstrittene Parteien herrschen, wird die Regierung an dieser Situation nichts ändern. Homosexuelle im Irak werden aber nicht nur von der Regierung verfolgt sondern auch von der eigenen Familie. Homosexualität wird in der Religion und auch in der Gesellschaft als strafbar angesehen.

Mit diesem Bericht möchte ich zeigen wie Homosexuelle im Irak leben und unterdrückt werden. Es geht darum, dass man diesen Menschen einen Raum von Sicherheit und Geborgenheit geben kann. •Hasan Kahrizi

Hasan Kahrizi bei google+ /  Hasan Kahrizi bei Facebook / Die LGBTIQ*-Organisation Alwan

die hier niedergeschriebenen Aussagen sind die von Hasan Kahrizi. Die Redaktion hat nicht die Möglichkeit, Details auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. 

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