Coming-out im Bundestag: Karl-Heinz Brunner

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Karl-Heinz Brunner ist ein Kumpeltyp im besten

Foto: SPD Bundestagsfraktion

bajuwarischen Sinne. Schon bevor er den Staffelstab der offiziellen Vertretung queerer Anliegen in der SPD-Bundestagsfraktion von Johannes Kahrs übernahm, kannte er Berührungsängste mit der Szene nicht.

Er brannte für unsere Anliegen, schmiß sich in die CSDs, ließ sich als Fachpolitiker zu Podiumsdiskussionen einladen und genoss es sichtlich und ehrlich, mit Aktivist*innen, Journalist*innen und Wähler*innen auch mal den Abend länger werden zu lassen. Dass zuhause im Neu-Ulmer Wahlkreis Frau und Kinder warten, wurde ebenso leidenschaftlich immer wieder erwähnt – Job ist Job, Familie ist Familie. Das Leben eines Bundestagsabgeordneten läuft bei weitem nicht so geregelt, wie das landläufig unterstellt wird. Die einzige Regel ist vielleicht die, dass es bezüglich der Arbeitszeit keine Regel gibt. So war es lange Zeit – Berlin mit seinen streng getakteten und langen Tagen und dazwischen die karge freie Zeit im Neu-Ulmer Wahlkreis bei den Lieben. Irgendwann in den letzten knapp zwei Jahren hat es bei dem heute 67-Jährigen aber – wie er gegenüber der Augsburger Allgemeinen berichtet – kling“ gemacht. 

Foto: C. Knuth

Liebe passiert“

Im Telefonat mit männer* beschreibt Brunner heute noch einmal, dass er sich vor 20 Monaten unvermittelt in seinen heutigen Lebenspartner verliebt habe. Besonders die Geborgenheit der neuen Zweisamkeit tue ihm gut und habe ihm die Kraft gegeben, zu sich beiden zu stehen. Vor etwa einem Jahr erklärte er sich vor seiner Familie, nun also der Schritt in die Öffentlichkeit. Dieser sei notwendig für das persönliche Glück. Das ist auch sein Rat an Queers seiner Generation, die einen ganz anderen gesellschaftlichen Background haben, als jüngere LGBTIQ*.

Wo Liebe ist, darf man sie nicht verbergen. Da (durch das Coming-out A. d. R.) muss man einfach durch und Kante zeigen. Es ist gut, das zu tun und es tut gut. Man kann keine vertrauensvolle Zukunft auf einem Versteckspiel aufbauen. Jetzt habe ich das Glück, zu wissen wo ich hingehöre und genieße das.“

Politischer Kampf gegen Diskriminierung 

Zusammen mit dem Coming-out hat Karl-Heinz Brunner erklärt, sich für eine weitere Legislatur im Deutschen Bundestag zu bewerben. In seiner aktuellen Amtszeit möchte er unbedingt noch die so überfällige Ergänzung des Diskriminierungsschutzes in Artikel 3 des Grundgesetztes um die sexuelle Identität erreichen. Begleitend zu den diesbezüglichen Anträgen der Opposition und des Bundesrates knüpft er innerhalb der Regierungskoalition Kontakte, vermittelt.

Das ist ein sehr dickes Brett,“ sagt Brunner, „aber ich bleibe da dran." Seine Überzeugung war und ist, dass „es dem Gesetzgeber egal sein muss, ob jemand schwul, lesbisch, trans, bi oder asexuell ist." So egal wie es Karl-Heinz Brunner heute ist, dass sein spätes zweites Familienglück bei einigen abschätzige Fragezeichen aufkommen lässt. 

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