Einführungskurs Gender Studies: Aller guten Dinge sind viele

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Wusstest ihr, dass alleine das Judentum sechs #Gender kennt? Rein #binäre Geschlechtersysteme sind die Ausnahme in der Menschheitsgeschichte, nicht die Regel. Wir stellen einige der über 50 traditionellen Geschlechter vor, die wir gefunden haben.  

Foto: Kyle / Unsplash / CC0

Zunächst eine kleine Einführung: 

Der Westen ...

Trans Geschlechtlichkeit ist ein westliches Konzept, Menschen und ihre Geschlechtsidentität zu verstehen. Trans zu sein bedeutet in der weitesten Definition, dass das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht (mehr) mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Cis zeigt an, dass das Geschlecht mit dem zugeteilten Geschlecht übereinstimmt. Das heißt, dass Trans- und Cisgeschlechtlichkeit nur etwas darüber aussagen, wie man zu seinem Geschlecht gekommen ist, aber nichts darüber, welches Geschlecht man hat. Das heißt, wenn einer Person kein Geschlecht zugewiesen worden ist, kann es auch nicht trans oder cis sein. In verschiedenen Kulturen und Religionen der Welt werden Geschlechter anders verstanden als in der westlichen Welt, sodass diese theoretisch anmutende Spielerei dort Realität ist. 

... und der Rest der Welt

Zweigeschlechtlichkeit, also die Idee, dass es nur Männer oder Frauen gibt, ist also ein westliches und vergleichsweise junges Konzept, Menschen mit ihren Körpern und Geschlechtern zu verstehen. Erst während der letzten Jahrhunderte wurde das binäre Geschlechtersystem durch die europäische Kolonisation gewaltvoll anderen Bevölkerungen übergestülpt. Jeder Lebensbereich wurde kolonisiert, so auch das Verständnis und Ausleben des eigenen Geschlechts.

Foto: gemeinfrei

Die damalige Inca-Bevölkerung im heutigen Peru kannte beispielsweise das Geschlecht der Quariwarmi, die eine wichtige Rolle im spirituellen Leben des Volkes übernahmen. Ab dem 16. Jahrhundert wurden sie von spanischen Kolonisatoren als homosexuelle Männer verfolgt.

Foto: Abele de Blasio / Public Domain

Im britischen Indien wurden geschlechtsdiverse Menschen, die bis dato gesellschaftlich zumindest respektiert waren, 1871 durch den Criminal Tribes Act (dt. Gesetz der kriminellen Stämme) als Kriminelle klassifiziert: Sie wurden unter anderem in einem polizeilichen Register geführt und ihr Bewegungsfreiraum wurde eingeschränkt. 

Kultur- und religionsspezifische Geschlechter sind an eine bestimmte Kultur oder Religion gebunden und ergeben nur in diesem Kontext Sinn.

Judentum

Im Judentum gibt es sechs Geschlechter, obwohl sie vielen Jüd*innen selbst nicht mehr bekannt sind. Sie nennen sich Zachar, Nekeivah, Androgynos, Tumtum, Ay’lonit und Saris. In einer westlich-christlichen Lesart könnten sie als Mann, Frau, zwei inter Geschlechter und zwei trans Geschlechter verstanden werden. Aus diesem Grund nannte die jüdische Kolumnistin Debora Antmann das System binär, ohne zweigeschlechtlich zu sein.

Europa

In und um Neapel herum existieren Femminielli, die Menschen mit einer femininen Geschlechtsidentität darstellen. Traditionell wird ihr Geschlecht mit der griechischen Mythologie in Zusammenhang gebracht. Bis zum 20. Jahrhundert waren sie in einer privilegierten Position, da ihre Präsenz als glückbringend verstanden wurde.   

Afrika

In Madagaskar leben Sekrata: Kinder, aus denen später Männer werden würden, werden, wenn sie früh in ihrer Kindheit als feminin wahrgenommen werden, als Sekrata erzogen. In der Bevölkerung werden sie als etwas Besonderes und somit Schützenswertes angesehen. 

Foto: Puang Matao, CC-BY 2.5

Asien

Im muslimischen Indonesien werden fünf verschiedene Geschlechter anerkannt: makkunrai, oroané, calalai, calabai und bissu. Während die ersten beiden für Mann und Frau stehen, sind die nächsten drei Geschlechter, die wir nicht kennen, bzw für die uns eine . Die Geschlechtsidentität von bissu ist mit einer spirituellen Tätigkeit verbunden. 

Australien und Ozeanien

Auf den samoanischen Inseln in Ozeanien werden neben Frauen und Männern noch Fa’afafine und Fa’afatama anerkannt. Bei diesen beiden Geschlechtern werden die Kinder, wenn sie sich feminin oder maskulin verhalten, als das jeweilige Geschlecht großgezogen. Ähnliche Geschlechter unter anderen Namen sind auf den Inseln Hawaii und Tonga zu finden.   

Süd- und Nordamerika

Die indigene Bevölkerung Nordamerikas kennt je nach Bevölkerungsgruppe viele verschiedene Geschlechter, die oft unter dem Begriff Two-Spirit subsumiert werden: Das Diné-Volk respektiert beispielsweise neben Frauen und Männern auch nadleehi und dilbaa. Bei den Lakota gibt es das dritte Geschlecht winkte


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