Die Maske ist gefallen: Neue Rechte und Identitäre bewundern Taliban

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Grafik: www.ausgezeichnet.com / Facebook A. Weidel

Die AfD sei die einzige Schutzmacht der LGBTIQ* in Deutschland tönte einst fast wortgleich Alice Weidel und nutzte, wie viele ihrer Gesinnungsgenoss*innen, die Angst vor islamistisch-homophobem Terror, um gegen Muslime zu hetzen. Ist das wirklich so? Im Zweifel scheint signifikanten Teilen der Neuen Rechten ein totalitärer Gottesstaat ganz recht zu sein, wie aktuell eine seltsame Faszination für die siegreichen Taliban in Afghanistan zeigt. 

Auch die der AfD nahestehenden fundamentalistischen Christen rund um die Demo für alle wie Beatrice von Storch, Gabriele Kuby oder Hedwig von Beverfoerde werden nicht müde, immer wieder zu erklären, dass sie doch gar nichts gegen Homosexuelle hätten. Nur die Kinder und die Schulen ... Wir kennen die Leier zu genüge. 

Vereinen tut sie und fast alle der in Europa und den USA mehr oder weniger erfolgreich agierenden Rechtspopulisten unter anderem die sogenannte Agenda Europe (männer* Dossier). Ein Masterplan, der nicht weniger vorsieht als die Errichtung evangelikaler Gottesstaaten mit Abtreibungsverboten, ohne Anerkennung von Transgeschlechtlichkeit und selbstverständlich ohne Ehe- oder Adoptionsrecht für Homosexuelle.

Foto: Brendan Smialowski / AFP

Foto: Brendan Smialowski / AFP

Foto: Brendan Smialowski / AFP

Donald Trump setzte in beiden Wahlkämpfen erfolgreich auf diese Wähler*innengruppe. Er lies sich deswegen mit Waffengewalt durch friedliche Demonstranten zu einer Kirche prügeln, nur um eine Bibel in die Höhe zu halten und unterzeichnete trans*feindliche Erlasse. Trotzdem jubeltem ihm homophile Gefolgsleute wie der ehemalige US-Botschafter in Berlin Richard Grenell zu. Auch die Vereinigung der schwulen Republikaner, die Log Cabin Republicans (LCR) war immer voll des Lobes für den angeblich LGBTIQ*-freundlichsten US-Präsidenten aller Zeiten. Die Schere im Kopf, die der geneigten Leserschaft vielleicht damals schon Schmerzen bereitete, dürfte bei den aktuellen Auswüchsen rechtsextremer Denkakrobatik für die endgültige Notabschaltung aller logischen Nachvollziehbarkeitsversuche sorgen. 

Sowohl in den USA, als auch schon auf dem europäischen Kontinent wabert rund einen Monat nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine Welle der Bewunderung für die islamistischen Barbaren durch rechte Netzwerke. Vergessen ist sie fast, die eigene Islamophobie, die jahrelang das Schmieröl der Bewegungen Neue Rechte und Identitäre war.

Ohne Skrupel homophob und mordlustig

Foto: Chandan Khanna / AFP

Ein Beitrag auf einem Telegram-Kanal mit über 50.000 Abonnenten, der mit den neofaschistischen Straßenschlägern The Proud Boys in Verbindung steht, beginnt noch mit dem vertraut klingenden Satz „Ich denke, der Islam ist giftig“. Dann aber geht es für den Fan jener Truppe, der Donald Trump im ersten Fernsehduell gegen Joe Biden Mut für ihren Kampf machte und die dann beim Putschversuch am 6. Januar im Kapitol Vizepräsident Mike Pence und die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi aufhängen wollten, so weiter: 

„Sie haben ihre Regierung zurückerobert, ihre Staatsreligion als Gesetz eingeführt und Andersdenkende exikutiert. Es ist schwer, das nicht zu respektieren.“

(Quelle)

Und auch auf dem alten Kontinent reihen sich erste Claqueure ins Fanlager der Taliban ein. Und das ohne jeden Skrupel, endlich auch mal das zu sagen, was sonst immer nur die bösen Radikalen tun. Oder die Muslime. Angeblich.

„Der Sieg der Taliban in Afghanistan bedeutet eine krachende Niederlage für den Globalismus. Dragqueens, Homoparaden und Menschenrechtsideologien haben dort Sendepause. Wird Zeit, dass auch Europa sich aus seinem Zustand als amerikanischer Kolonie befreit!" 

Alexander Markovics, 15. August 2021

Über die schrecklich nette Faszination für totalitäre Systeme durch schwule Männer von David Berger bis Richard Grenell, die so genannte Ideologie des Homonationalismus, hat unser Gastautor Wolfgang Brosche bereits vor einigen Jahren einen bemerkenswerten Aufsatz verfasst, den ihr HIER lesen könnt.

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