#Kommentar: Schwule unbehelligt? Schreibt an die B.Z.!

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Der Journalist Gunnar Schupelius kritisiert die neue Berliner Kampagne Initiative sexuelle Vielfalt in einem Artikel in der B.Z. als überflüssig. Er glaubt, in Berlin sei für Schwule und Lesben keine Bedrohungslage durch anti-homosexuelle Gewalt gegeben. Der Senat würde absichtlich genaue Zahlen zurückhalten.

Die Toleranz hat eine gute Tradition in dieser Stadt. Darauf sind wir stolz. Hier kann jeder tun und lassen, was er will, ausgenommen vielleicht in einigen muslimisch dominierten Kiezen. Wir Berliner brauchen wirklich keinen Toleranz-Unterricht von Herrn Wowereit und seinen Kollegen. Außerdem ist dieser Unterricht zu teuer.

Schupelius in der B.Z. vom 18. Februar 

Kritik an diesen Aussagen kam jetzt auch vom LSVD Berlin-Brandenburg. Der Pressesprecher des Lesben- und Schwulenverbandes, Alexander Zinn scheibt:

Es ist traurig, wie die B.Z. versucht, auf dem Rücken einer Minderheit Stimmungsmache zu betreiben. Statt haltlose Behauptungen zu verbreiten, sollte sich Herr Schupelius auf sein journalistisches Handwerkszeug besinnen. Und das heißt: Erst recherchieren, dann schreiben. Unser Tipp für Herrn Schupelius: Gehen Sie einmal Hand in Hand mit B.Z.-Chefredakteur Peter Huth durch Berlin. Wir sind gespannt, ob Sie danach immer noch der Meinung sind, dass Schwule und Lesben in Berlin doch wirklich unbehelligt leben.

Realitiätscheck: Alles andere als unbehelligtes Leben

Schwule und Lesben werden leider auch in Berlin immer wieder mit Hass, Diskriminierung und Gewalt konfrontiert. Das Schwule Überfalltelefon Maneo berichtet Jahr für Jahr von etwa 200 Übergriffen auf schwule Männer. Die Dunkelziffer liegt nach Schätzungen der Berliner Polizei bei 90 Prozent. Besonders unter Jugendlichen sind Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen weit verbreitet. Die Folgen sind teilweise dramatisch: So ist die Selbstmordrate homosexueller Jugendlicher überdurchschnittlich hoch. All das haben verschiedene Studien wiederholt gezeigt. Es ist die Pflicht des Berliner Senats, auf diese Situation zu reagieren. Und es gehört zu den Aufgaben der Presse, darüber sachlich zu berichten.

Wer Herrn Schupelius seine Meinung sagen will, kann dies unter (030) 2591 73153 oder gunnar.schupelius@axelspringer.de tun. Auch auf Twitter liest sich der Journalist sicher gerne eure Tweets durch. http://twitter.com/BZSchupelius

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