Zum Haare raufen! Minderheitenstress bei schwulen Männern

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Laut Statistik, lebten 2016 in den europäischen Ländern zwischen vier und acht Prozent LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersexual, Queers*). Deutschland belegt mit 7,4 Prozent den Spitzenplatz vor Großbritannien und Spanien. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen: nach aktuellen Untersuchungen verstecken sich Queers nach wie vor. Entgegen ihrem natürlichen Begehren führen sie ein heterosexuelles Leben. Die Gründe sind höchst unterschiedlich.

Angst vor dem Karriereknick und anerzogene Moralvorstellungen erschweren ein Coming-out

Gesetzlich sind in Deutschland homo- und bisexuelle Männer den heterosexuellen gleichgestellt1. Sie können heiraten und Kinder adoptieren. Möglich ist es und dennoch fällt es manchem schwulen Mann schwer, seine sexuelle Veranlagung offiziell einzugestehen. Nicht überall in der Gesellschaft sind schwule Männer akzeptiert. Schwul sein und sich zum Schwulsein bekennen, es in der Öffentlichkeit ausleben, sind zwei Paar Schuhe. Angst vor sozialer Ausgrenzung und verbaler wie auch wieder zunehmend körperlicher Gewalt gehören immer noch zum Alltag (wir berichteten). Ein Coming-out könnte immer noch die konservative Familie irritieren oder den Job kosten – letzteres steht heute allerdings unter Strafe, die Antidiskriminerungsstelle des Bundes hilft. Das zu Zeiten der staatlichen Verfolgung unter dem Paragrafen 175 übliche Doppelleben als Familienväter mit Frau und Kindern statt moderner Regenbogenfamilie, ist immer noch verbreitet.

Foto: Nathan Cowley, pexels.com, gemeinfrei

Das Versteckspiel führt nicht selten zu psychischen Problemen (wir berichteten), welche wiederum körperliche Leiden begünstigen können. Emotionaler Stress kann zum Beispiel eine der Ursachen für diffusem Haarausfall sein. Wer weder zu Haarverlust noch Glatze stehen kann oder will, findet aber Hilfe (wir berichteten). Zumindest bei erblich bedingtem Haarausfall können Betroffene Finasterid kaufen und ihrem Haarausfall so entgegenwirken. Das beste Mittel gegen stressbedingte Leiden ist es, sein Leben so zu leben, dass es einen selber glücklich macht. Wenn die Gesellschaft einen lassen würde! 

Regenbogenfamilie – immer noch argwöhnisch betrachtet

Überwinden gleichgeschlechtliche Paare alle Hürden und leben ihre Liebe offen, steht die nächste Herausforderung an: Wie auch bei heterosexuellen Paaren, ist ihr Glück erst vollkommen, wenn sie eine Familie haben. Prominente wie Elton John, Ricky Martin oder Patrick Lindner haben es vorgemacht, bei den bunten Fotostrecken wird aber schnell vergessen, dass eine Adoption mit enormen Aufwand verbunden ist. 

Foto: Fotolia

Zudem stoßen zwei Männer und ein Baby immer wieder auf Skepsis, neugierige Fragen oder sogar Ablehnung. Gemäß mehrheitlicher wissenschaftlicher Auffassung, ist das aber unbegründet. Entscheidend für die Entwicklung eines Kindes ist die Qualität der familiären Beziehung. Wenn Personen fordern, dass Kinder eine Mutter und einen Vater brauchen, ist dies Ausdruck eines traditionsverhafteten Verhaltens, das nicht die Realität abbildet. Das Familienbild wandelt sich zunehmend. Patchwork-Familien, Alleinerziehende und Regenbogenfamilien nehmen immer mehr selbstbewusst ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft ein. Und das ist auch gut so! 


*gegenüber Menschen mit Trans- oder Intergeschlechtlichkeit gibt es seitens des Gesetzgebers noch viele Benachteiligungen (wir berichteten). Auch lesbisch und bisexuell liebende Frauen haben nicht in allen Bereichen die gleichen Rechte, wie ihre Artgenossen männlicher Ausprägung (wir berichteten). 

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