12 positive Dinge, die wir durch Corona gelernt haben

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„Sorry never solved anything.“ – Margaret Atwood

Die unfreiwillige Freundschaft mit COVID-19 bleibt eine Problematische. Zeit also für einen Corona-Kuschelkreis mit Mindestabstand! Ich habe mich in meinem Umfeld umgehört und nachgefragt: Was hast du Positives durch oder wegen der Pandemie gelernt?

Dabei waren auch ganz herzerwärmende Antworten wie: „Ich habe gemerkt, dass mich Katzenvideos auf Instagram nie langweilen.“ Für mich kommt es da schon auf die Katze an. Aber ich war erstaunt, wie grundlegend einige der positiven Beobachtungen sind. Hier unsere Top 12:

Herausfinden, was mich erfüllt und wirklich glücklich macht

COVID-19 und die Lockdowns haben mir gezeigt, dass es notwendig ist, mit dem Alleinsein zurechtzukommen. In Berlin genieße ich ein geschäftiges soziales Leben und ich liebe es. Dadurch, dass ich mich mit anderen Menschen nicht mehr so einfach treffen konnte, war ich gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen, was mich wirklich erfüllt und glücklich macht. Ein aktives Sozialleben ist großartig, aber es kann auch ablenken: Von der Suche nach Leidenschaften und Hobbys und nach dem, was einem wirklich guttut.

Martin (29), Kellner

Endlich eine Work-Life-Balance

Für mich hatte der Anfang der Pandemie eine positive Wirkung. Auf einmal war mein Leben entschleunigt. Kein Arbeitsstress mehr, keine Deadlines. Keine Angst, meinen Job zu verlieren, denn Kurzarbeit war angesagt. Ich konnte mich wieder auf mich konzentrieren, fing an zu Joggen und Sport zu treiben, und habe durch ein neues Körperbewusstsein meine innere Mitte gefunden. Mir wurde bewusst, dass ich eine ausgeglichene Work-Life-Balance brauche, ja sogar dankend annehme. Ohne die Corona-Pandemie hätte ich das nur schwer geschafft. Als ich dann wieder voll in meinem Job stand, habe ich aufgepasst, dass ich diese Ausgeglichenheit bewahre. Das tut mir gut, macht mich frei und das macht mich glücklich bis heute.

Ernesto (42), Vertriebsleiter

Vernünftig sein, tut mir gut

Für mich war die Corona-Sperre eine positive Zeit, in der ich reflektieren konnte. Vor der Pandemie und dem Lockdown in Berlin wurde ich wie viele junge Leute von der Partyszene quasi verschluckt. Richtig bemerkt habe ich den Unterschied jedoch erst nach der Schließung der Clubs. Covid-19 zwang mich dazu, meine Gewohnheiten zu überdenken. Ich schätze die Clubszene nach wie vor und sie muss gerettet werden. Ich will sie auch weiter zelebrieren, aber in Maßen. Ich habe gelernt, dass ich meine eigenen Projekte voranstellen und mich mehr auf das konzentrieren muss, was ich erreichen möchte. Ich sehne mich nach einer guten Clubnacht, aber genieße es gerade, vernünftig zu sein.

Alfie ((23), Kreativdirektor

Weniger Angst, über meine Gefühle zu reden

Ich habe mich in meinem Leben oft einsam und alleingelassen gefühlt. Als der  Lockdown kam, war es noch schwieriger für mich, damit umzugehen. Aber dann merkte ich, dass andere  genauso fühlen, und es war plötzlich in Ordnung, offen über Einsamkeit zu reden. Ich kann jetzt besser mit diesen Gefühlen umgehen und habe weniger Angst davor, solche Dinge anzusprechen.

Jacob, (49) Krankenpfleger

Weniger selbstkritisch, mehr medienkritisch

Ich weiß jetzt, dass man nicht immer funktionieren kann und auch nicht muss. Zudem habe ich gelernt, dass es ok ist, wenn Menschen auf ungewöhnliche Umstände unterschiedlich reagieren. Ich lasse mich auch nicht mehr von Panikmache anstecken und habe mir angewöhnt, gezielter News-Quellen auszusuchen und zu recherchieren.

Greta (41), Sprecherin

Körperlicher Kontakt ist so wichtig

Mir war nicht klar, wie wichtig mir kleine, alltägliche Körperkontakte sind. Es ist so schön, Menschen umarmen zu  können, und so furchtbar, wenn man es nicht darf, weil man sie schützen muss. Wenn Corona vorbei ist, werde ich erst einmal alle umarmen und vielleicht sogar eine Hugging-Party organisieren.

Vincent (54), Politischer Berater

Ich brauche keine Bestätigung durch andere Menschen

Ich habe gelernt, dass  meine Stimmung nicht abhängig von anderen Leuten ist, und dass ich keinerlei FOMO – Fear Of Missing Out, also etwas zu verpassen  habe. Ich komme gut allein zurecht und brauche keine Bestätigung durch andere Menschen oder Events in meinem Umfeld. Das hat mich stärker gemacht.

Joachim (47), Yogalehrer

Mehr Vertrauen in unsere Gesellschaft

Ich bin sehr positiv überrascht, wie sich die Menschen während der Pandemie verhalten. Es gibt seit Jahren so viele unterschiedliche Strömungen in unserer Gesellschaft, die allesamt egoistisch sind. Wir wurden im Prinzip zum Egoismus erzogen. Diese Bereitschaft der meisten Leute, sich selbst und andere zu  schützen, hätte ich so nicht erwartet.

Hans-Jürgen (78), Rentner

Neue Technologien nutzen

Ich reise viel, beruflich und zum Vergnügen. Die Umstellung war anfänglich sehr schwer für mich, aber jetzt frage ich mich, ob ich all diese Reisen auch wirklich machen muss. Viele meiner Meetings finden nun online statt und das ist generell viel entspannter für mich. Ich kann mir vorstellen, dass wir die Technologie auch weiterhin so einsetzen werden, selbst wenn COVID-19 endlich vorbei ist.

Ivor (62), Politischer Berater

Mehr wissenschaftliches Verständnis und Abwechslung

Die Wissenschaft war schon immer wichtig für unsere Gesellschaft, aber sie stand noch nie so im Mittelpunkt. Podcasts, Zeitungsartikel, Nachrichten, politische Entscheidungen beziehen sich auf wissenschaftliche Ergebnisse. Dadurch habe ich die Wissenschaft noch mehr zu schätzen gelernt, aber auch gelernt, dass sie längst nicht alles weiß. Und endlich mache ich Dinge mal anders als sonst: Das Glas Champagner mit dem Geburtstagskind auf der Straße, Urlaub in Deutschland oder Fahrrad fahren im Regen. Das bringt Abwechslung in mein Leben.

Yvonne (51), Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit

Turbokonsum infrage stellen

Einerseits lebe ich jetzt gesünder und auch ruhiger, zwar zwangsläufig, aber auch gerne. Und ich freue mich irgendwie, dass die Leute sich mit den größeren Fragen unserer Gesellschaft auseinandersetzen: Kann unser System langfristig so überhaupt funktionieren? Wie zerstörerisch ist unsere Spaß- und Konsumgesellschaft? Wir nehmen alles für selbstverständlich hin, dabei leben wir in einer sehr sensiblen globalen Welt. Ich wünschte allerdings, dass Ökologie noch viel stärker diskutiert wird.

Max (37), Fotograf

Ich bin ein soziales Wesen

Es ist schwer, die vielen Erfahrungen dieser Zeit in wenige Worte zu fassen. Im Prinzip habe ich gemerkt, dass ich am glücklichsten, am meisten erfüllt bin und am meisten Spaß habe, wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin. Ich glaube das nennt man einfach „menschlich“.

Anna (35), Lehrerin

Offener für andere Sichtweisen

Ich persönlich habe meine Leidenschaft fürs Lesen und Diskutieren wiederentdeckt. Es gibt Millionen von interessanten Büchern, Artikeln und Meinungen auf der Welt. Ich habe mehr Zeit, mich umzusehen. Und auch wenn ich mit Vielem nicht einverstanden bin, höre ich mir dank Corona nun Alles viel dankbarer an.

Torsten (42), Redakteur

Allen denen, die durch Corona geliebte Menschen oder ihre Arbeit verloren haben, wünschen wir viel Kraft in diesen schweren Zeiten.

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