A STAR WARS STORY: FELICITY JONES IM INTERVIEW

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Ein sexy – und tougher – Weltstar ist die 33-jährige Britin schon. Und ihre Rolle in „Rogue One: A Star Wars Story“ wird ihre Bekanntheit sicherlich noch vergrößern.

Jonathan Olley

FELICITY, WAREN SIE SCHON EIN „STAR WARS“-FAN, ALS DIE HAUPTROLLE IN „ROGUE ONE: A STAR WARS STORY“ AUF IHREM TISCH LANDETE?

Ich war als Kind ein ziemlicher Tomboy und immer mit meinem großen Bruder, meinen Cousins und anderen Jungs draußen. Wenn wir nicht gerade Cricket oder etwas Ähnliches gespielt haben, liefen bei uns oft die alten „Star Wars“-Filme auf Video, denn mein Bruder war ein riesiger Fan. Das Erste, was sich mir damals einbrannte – und was ich bis heute mit diesem Klassiker verbinde – war die unglaubliche Filmmusik.

TATSÄCHLICH?

Ja, noch heute fühle ich mich wieder, als wäre ich sieben Jahre alt, wenn ich die höre. Da ist bei mir Gänsehaut angesagt. Aber natürlich hatten die Filme von George Lucas auch noch viel mehr zu bieten. Mir hat immer gefallen, wie echt und authentisch die Figuren wirkten, Science Fiction hin oder her. Alleine wenn ich an die Liebesgeschichte von Harrison Ford und Carrie Fisher denke. Ich hoffe wirklich sehr, dass es uns mit „Rogue One“ annähernd gelungen ist, vergleichbar realistische Emotionen zu transportieren.

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HAT MAN DENN WEICHE KNIE, WENN MAN SELBST IM ZENTRUM EINES „STAR WARS“-FILMS STEHT?

Ich fand es ehrlich gesagt immer eher aufregend als Furcht einflößend. Ich war so was von bereit für diese Herausforderung. Selten habe ich die Arbeit an einem Film so sehr genossen wie hier bei „Rogue One“. Nicht nur, weil ich noch nie vorher die Hauptrolle in einem derart großen, Action-lastigen Film gespielt hatte wie diesem, sondern auch, weil die ganze Dreh-Erfahrung einmalig war. Wir haben in der endlosen jordanischen Wüste ebenso gedreht wie auf den Malediven, auf Booten umringt von atemberaubenden Walhaien. Und selbst wenn wir im Studio waren, musste ich mich ständig selbst kneifen, denn auch nach fünf Wochen hat man sich noch nicht an den Anblick gewöhnt, in der Mittagspause zwischen lauter Stormtroopern zu sitzen, die gerade ihr Lunch essen.

DIE GEHEIMHALTUNG UM „ROGUE ONE: A STAR WARS STORY“ IST SO STRENG, DASS ZUM ZEITPUNKT UNSERES GESPRÄCHS WEDER SIE NOCH ICH DEN FILM GESEHEN HABEN. WAS KÖNNEN SIE UNS EIGENTLICH VERRATEN ÜBER DIE VON IHNEN GESPIELTE HELDIN JYN?

Anders als etwa Luke Skywalker oder letztes Jahr Rey und Finn in „Das Erwachen der Macht“ weiß Jyn bereits ziemlich genau, wer sie ist. Sie bringt schon einiges an Lebenserfahrung mit und hat eigentlich nicht das geringste Interesse daran, zur Heldin zu werden. Auch sie wächst dann natürlich über sich hinaus, aber mehr als bei den anderen sind es bloß die Umstände, die sie dazu zwingen. Sie legt es kein bisschen darauf an.

JYN KÄMPFT ALS REBELLIN GEGEN DAS IMPERIUM. WIE VIEL KÄMPFERIN STECKT IN IHNEN SELBST?

Man muss schon ein bisschen Mumm in den Knochen haben, wenn man sich auf einen Dreh wie den zu „Rogue One“ einlässt. Sieben Monate, sechs Tage die Woche, plus dazu noch ausgiebigstes Training – da war von mir echt Hardcore-Kondition gefordert. Aber insgesamt ist mir Jyn als Kämpferin definitiv überlegen. Und nicht nur mir, sondern den meisten Frauen, denen man im Kino sonst begegnet. Mir sind Rollen wie diese jedenfalls bislang kaum untergekommen.

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KÜRZLICH WAREN SIE AUCH SCHON IN „INFERNO“ MIT TOM HANKS ZU SEHEN, DEMNÄCHST FOLGT DIE BESTSELLER-VERFILMUNG „SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT“. GEBEN SIE AKTUELL BEWUSST GROSSEN HOLLYWOOD-PRODUKTIONEN DEN VORZUG VOR KLEINEN BRITISCHEN FILMEN?

Da steckt ehrlich gesagt kein Kalkül hinter. Ich habe auch schon früher in Blockbustern mitgespielt, etwa in „The Amazing Spider-Man 2“. Aber ich verfolge in meiner Karriere keinen Masterplan oder so, sondern gehe einfach Schritt für Schritt und entscheide mich einfach immer für die Angebote, die mich am meisten interessieren. Da bin ich auch gar kein Snob. Hollywood-Mainstream reizt mich genauso wie kleine Kostümdramen oder Theaterinszenierungen. Der Unterschied zwischen einem Film wie „Rogue One“ und „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ ist sowieso gar nicht so groß. Klar, für Letzteren hatte ich kein Stunttraining, aber in beiden Fällen stand für mich die spannende Geschichte im Vordergrund.

FÜR LETZTEREN BEKAMEN SIE IHRE ERSTE OSCAR-NOMINIERUNG.  WIE SEHR HAT SICH IHR LEBEN DADURCH VERÄNDERT?

Nicht grundlegend, ehrlich gesagt. Ich merke bis heute, wie sehr der Film viele Menschen berührt hat, was mir noch immer eine große Freude ist. Und sicherlich habe ich dem Film auch die eine oder andere meiner neuen Rollen zu verdanken, weil eben noch ein paar mehr Menschen in der Filmbranche auf mich aufmerksam geworden sind.

GEWÖHNT MAN SICH DARAN, IN DER ÖFFENTLICHKEIT ERKANNT ZU WERDEN?

Ja, irgendwann schon. Aber bislang hält sich das alles noch in Grenzen. Mal sehen, ob und wie sich das jetzt vielleicht ändern wird. Insgesamt habe ich auch gar nichts dagegen, angesprochen zu werden. Das Einzige, was mich manchmal stört, sind Leute, die Selfies machen wollen. Irgendwie bin ich da altmodisch und finde ein Autogramm viel schöner und glamouröser als einen solchen Schnappschuss.

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IHRE KARRIERE BEGANNEN SIE SCHON ALS JUGENDLICHE MIT SERIEN WIE „EINE LAUSIGE HEXE“. ABER IRGENDWANN HATTEN SIE DIE NASE VOLL VON DER SCHAUSPIELEREI, ODER?

Ich habe einige Jahre in verschiedenen Serien mitgespielt und stand auch als Jugendliche für allerlei Werbespots vor der Kamera. Aber irgendwie brannte ich nicht dafür und wollte nach meinem Schulabschluss neue Wege einschlagen. Doch während meines Studiums holte mich die Lust an der Schauspielerei wieder ein.

UND WANN MERKTEN SIE, DASS DER JOB DOCH DAS RICHTIGE FÜR SIE IST?

Ich sprach damals für eine Inszenierung von „Romeo und Julia“ vor, bestens und ausgiebig vorbereitet. Doch dann bekam ich die Rolle nicht. Ich war am Boden zerstört und heulte stundenlang, obwohl ich eigentlich gerade mit einer Freundin auf dem Weg in den Silvesterurlaub war. Durch diese Erfahrung merkte ich, wie viel mir tatsächlich an diesem Job lag. Damals muss ich so ungefähr 22 Jahre alt gewesen sein – und entschied, alles auf diese Karte zu setzen.

•Interview: Jonathan Fink

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