★ INTERVIEW ★ JOKO KOMA ★

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Foto: M. Rädel

Diesen Künstler, dieses Kunstwerk, kenne ich schon eine ganze Weile. Über 16 Jahre schon sind inzwischen vergangen, seitdem ich mich nachts in einem Klub so richtig erschreckt habe. Doch so gruselig  anfangs zumindest  seine Masken und seine Mode auch waren und sind, Joko Koma ist ein liebenswerter und hochintelligenter Kunstschaffender, der, ausgestattet mit einer großen Portion Humor, an den Türen populärer Events unter anderem in Hamburg und Berlin für die richtige Gästemischung sorgt. Sein Wirken endet aber nicht an der Gästeliste, so arbeitet er zum Beispiel gerade an einem Kunstprojekt mit Attila Hartwig. Hier erfährst du mehr über einen der Kreativsten. 

WANN FING ES AN, DAS VERKLEIDEN?

Das Komische ist, ich fühle mich nie verkleidet. Ich habe schon als Kind aus Stoffresten Puppen genäht. Es war nie meine Absicht, dich zu erschrecken, aber genau dort fing es damals erst richtig an. Nina Queers Irrenhouse war für mich die perfekte Möglichkeit, meinen Ideen einen Raum zu geben. Dort habe ich mit Barbie Breakout die Tür bzw. die Gästeliste gemacht. Wir hatten ein paar wirklich wilde Looks. Sie ging dann immer mehr in Richtung Glamour, und ich habe meinen Freaklook perfektioniert.

Natürlich habe ich über die Jahre eine Entwicklung durchgemacht. Ich hatte mich vorher auch ein paarmal als Transe versucht, aber wollte eigentlich nie eine Frau sein und finde, dass es in Berlin genug gute Imitatoren gibt. Früher habe ich mich mehr geschminkt, fand es aber immer zu schade, es wieder abzuwaschen. Jetzt, seitdem ich einen Vollbart habe, trage ich meine Masken.

UND WANN WURDE ES KUNST?

Was Kunst ist, kann ich dir nicht sagen. Das wird auch selten von Künstlern entschieden. Aber wenn du dein Bestes gibst, dann bist du fern jeder Kritik. Ich habe auch schon viele Angebote ausgeschlagen, bei denen ich nicht voll und ganz überzeugt war. Für mich stehe ich ja noch am Anfang und kann meine Kostüme tragen, bis ich fünfzig bin. Außerdem bin ich mein eigenes Produkt und habe in dieser Position nichts zu verlieren.

Foto: M. Rädel

WER HAT DICH DA SO BEEINFLUSST?

Das ist auch so eine Sache. Ich habe von Leigh Bowery und den Club Kids erst etwas mitbekommen, da war ich schon drei Jahre mittendrin. Man hatte mich zum Beispiel zur deutschen Premiere von Partymonster gebucht. Ich freue mich immer, jemanden zu sehen, der etwas Ähnliches macht. Man fühlt sich gleich wie verbündet. Ich würde mich sehr freuen, wenn es in Berlin mehr Leute gäbe, die sich in dieser Richtung etwas zutrauen. Ich gebe auch gern Anfängern eine kleine Hilfestellung, ihr eigenes Ding zu finden.

NUN KOMMT DIE FRAGE NACH DER AUSSAGE DEINER KUNST ...

Ich wurde schon als Surrealist geboren, habe eine große Traumwelt mit eigenen Regeln und Gesetzen zu meiner Verfügung. Natürlich werden meine Werke davon beeinflusst. Hört sich erst mal toll an, hat aber auch seine Schattenseiten, wenn sich in schwachen Zeiten Traum und Realität vermischen.

WIRST DU OFT MISSVERSTANDEN?

Ha, ha, JA! Daran bin ich aber auch selber schuld. Oft kommt ein Touri an die Tür und fragt mich, warum ich eine Maske trage und ob schon Karneval sei. Dann lass ich mir immer schöne Geschichten einfallen. Oft geht es dann vom Säureopfer bis zum Autounfall. Letztes Mal hab ich auch erzählt, dass mein Freund Moslem ist und das von mir verlangt. Solche Sachen sage ich dann immer vollkommen ernst.

WIE DEFINIERST DU DICH EIGENTLICH? MONSTER? CLUB KID? SCHWARZE FEE?

Joko Koma ist ein kleiner und reduzierter Teil von mir. Meine Arbeitskleidung als Künstler, meine Outfits, sind auch nie ein Fetisch für mich. Ich stopfe mir zwar vorne immer eine große Beule aus und trage gerne hohe Schuhe, fühle mich aber eher asexuell. Dann finde ich es zuweilen irre komisch, wenn ich von jemandem angebaggert werde. Meistens beschimpfe ich sie dann als pervers und sage, sie sollen mich mal genauer anschauen. Oder es kommt vor, dass ein Fuck Buddy vorbeischaut und mich natürlich nicht erkennt. Die lasse ich dann immer mit einem Augenzwinkern so rein. Das soll nun nicht heißen, dass ich daraus ein großes Geheimnis mache. Aber viele wollen es auch einfach nicht wissen, wer hinter der Maske steckt. Bezeichnen würde ich mich als Freak bzw. betreibe ich Freakestie.

Foto: Irrenhouse

DU GÄRTNERST GERNE IM HINTERHOF RUM, HMM?

Ich habe meine Kindheit auf dem Land verbracht und brauche immer etwas Erde zwischen meinen Fingern. Als ich dann hier in meine Wohnung gezogen bin, war der Hinterhof mit Müll verwahrlost und mit Unkraut verwildert. Mit einem Nachbarn habe ich dann einen schönen Garten daraus gemacht, und einmal im Jahr veranstalte ich dann auch für alle ein großes Barbecue.

DU MALST AUCH ...

In der Malerei habe ich dann auch eine Möglichkeit gefunden, etwas auszudrücken, was ich mit Worten nicht sagen kann. Ich habe es aufgegeben, mich an Kunstschulen zu bewerben. Ich bleibe also Autodidakt.

... UND DU BAUST OBJEKTE!

Ich bin ja gelernter Schauwerbegestalter und habe auch etwas als Bühnenbildner gearbeitet. Zurzeit entkerne ich gerne elektrisches Kinderspielzeug und mache daraus religiöse Objekte.

*Interview: Michael Rädel

www.facebook.com/joko.koma

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