§175 im Film

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Foto: B. Boekenkamp WI

Das Filmforum Höchst lädt vom 20. bis 26. Januar zur Themenwoche „175er“ und hat aktuelle Filme sowie Klassiker zur Geschichte des §175 zusammengetragen.


De Auftakt macht Sebastian Meises Film „Große Freiheit“ aus dem Jahr 2021. Erzählt wird die Geschichte von Hans Hofmann, der bereits in der Zeit des Nationalsozialismus wegen „sexueller Handlungen unter Männern“ nach §175 verfolgt wurde. Das Kriegsende bringt für Hans keine Erleichterung: §175 besteht weiterhin, und Hans kommt vom Konzentrationslager direkt ins Gefängnis. Dort werden die „perversen 175er“ besonders geächtet. Trotzdem freundet Hans sich mit dem wegen Mordes verurteilten Viktor an, und im Laufe der Jahre entwickelt sich eine enge Männerfreundschaft. Als Ende der 1960er der §175 erstmals gelockert wird, kommt Hans frei – doch kann er mit der „großen Freiheit“ jetzt etwas anfangen? Ein Film, der mit wenigen Dialogen viel erzählt und mit Franz Rogowski und Georg Friedrich hervorragend besetzt ist (zu sehen am 20.1. sowie 22. – 26.1.).


Aus dem Jahr 2000 stammt „Paragraph 175“ des amerikanischen Dokumentarfilmer-Duos Rob Epstein und Jeffrey Friedmann, der sich seinerzeit erstmals ausführlich mit der Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus beschäftigt. Epstein und Friedmann lassen Zeitzeugen berichten, beginnend mit den „goldenen Zwanzigern“. Der Film wurde unteranderem mit einem Teddy-Award auf der Berlinale 2000 ausgezeichnet (zu sehen am 20., 24. und 25.1.).


Das Ende des Schweigens“ aus dem Jahr 2020 ist ein weiterer Dokumentarfilm, in dem sich Regisseur van-Tien Hoang mit den sogenannten Frankfurter Schwulenprozessen auseinandersetzt: Zu Beginn der 1950er Jahre führten in Frankfurt Staatsanwälte und die Polizei einen regelrechten Feldzug gegen schwule Männer – nach damals geltem Recht des §175. Mehrere hundert Männer wurden verhaftet und verurteilt. Eine der Schlüsselfigur war der Stricher Otto Blankenstein, dessen Notizbuch mit den Namen seiner Kunden der Polizei als Informationsquelle diente. Viele der Verurteilten von damals schwiegen über das Erlebte, die Prozesse gerieten lange Zeit in Vergessenheit. Van-Tien Hoang lässt Experten und Zeitzeugen zu Wort kommen und fügt Spielszenen mit lokalen Schauspielern und Szene-Persönlichkeiten hinzu. Der Film wird am 21., 23. und 26. Januar gezeigt; am 21. Januar gibt es im Anschluss an die Filmvorführung ein Gespräch mit den Frankfurter Historiker Christian Setzepfandt.


Ein Klassiker ist Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ aus dem Jahr 1971. Beschrieben wird eine klassische „Karriere“ eines Provinzschwulen, der in die Subkultur Berlins eintaucht. Dabei wird diese Subkultur nicht unkritisch betrachtet: Der Film plädiert stark für die Emanzipation und Politisierung der Schwulen, um ein schwules Leben jenseits von Bars, Cruising-Parks und anonymen Sexabenteuern zu ermöglichen. Schwule sollen sich nicht verstecken, sondern öffentlich sichtbar und gemeinsam für neue Lebensmodelle als Alternative zum heteronormativen Mainstream sorgen (zu sehen am 21. und 22.1.).

Foto: EuroVideo Medien GmbH


20. – 26.1., Themenwoche „175er“, Filmforum Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46a, Frankfurt-Höchst, www.filmforum-höchst.de

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