Casey McQuiston: „Royal Blue“

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Foto: Droemer Knaur

Ein zuckersüßer diplomatischer Zwischenfall gibt den Anstoß zu einer romantischen Komödie, die in ihrer Diversität längst überfällig war.

Jenseits der queeren Verlage ist die Auswahl diverser (Liebes-)Geschichten rar; einzig Fans japanischer Mangas kennen das vor allem für ein junges weibliches Publikum konzipierte Subgenre „Boys Love“. Der Knaur-Verlag bringt mit Casey McQuistons Debütroman „Royal Blue“ einen Titel heraus, der an diesem Mangel vielleicht und hoffentlich etwas zu ändern vermag.

Alex Claremont-Diaz ist nicht nur der von der Presse angehimmelte Sohn der amerikanischen Präsidentin (der direkten Nachfolgerin von Obama, sehr sympathisch!), sondern auch Single und – was ihm selbst noch nicht klar ist – bi. Sein unterschwelliger Hass auf den britischen Kronprinzen Henry eskaliert beim Hochzeitsempfang dessen Bruders und gipfelt darin, dass die begehrtesten Junggesellen ihrer Nationen sich in einem Berg aus Hochzeitstortensahne am Boden suhlen. Um den Wahlkampf der Mrs. President nicht zu gefährden, wird eilig eine Pseudo-Freundschaft in die Wege geleitet. Henry und Alex entdecken die Ecken und Kanten des jeweils anderen, und natürlich gewinnt ihre, nunmehr echte, Freundschaft schnell an Intensität. Ein Kuss im verschneiten Garten des Weißen Hauses setzt eine folgenschwere Lawine in Gang; ganz privat zwischen zwei jungen Männern, die sich selbst entdecken müssen, doch auch politisch-diplomatisch brisant, denn die Paparazzi lauern bekanntlich hinter jeder Ecke.

Die im Präsenz gehaltene Erzählung umschifft gekonnt und amüsant die drohenden kitschig-glitschigen Felsen, und doch liest sich das moderne Märchen wie ein politisch etwas zu korrekter schöner Traum. Casey McQuiston erschafft zwei lebendige und vielschichtige Protagonisten, ganz zu schweigen von einer munteren Schar skurril-sympathischer Nebenfiguren. Das Ganze macht einfach Spaß, wie der lange entbehrte Gang in eine harmlose romantische Kinokomödie. Und es nährt die Hoffnung, dass die Unterhaltungskonzerne allmählich endlich Bereitschaft für diverses Erzählen entwickeln, so dass es sich nicht mehr in Sidekicks und B-Plots erschöpft.

Casey McQuiston: „Royal Blue“ ist bei Knaur erschienen, www.droemer-knaur.de

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