Cheers Queers*!

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Foto: bjö

Mit zwei Soli-Kundgebungen auf der Konstablerwache und am Klaus-Mann-Platz verbunden mit einem Mini-Dragwalk durch die Frankfurter Innenstadt reagierte das Bündnis Akzeptanz und Vielfalt auf erneute gewalttätige Übergriffe gegen Mitglieder der queeren Community. Rund 100 Teilnehmende kamen zusammen.

Bereits vor knapp einem Jahr fand eine ähnliche Kundgebung unter dem Motto „Gemeinsam gegen queer*feindliche Gewalt“ an der Hauptwache statt; verändert hat sich in der Zwischenzeit offenbar kaum etwas: Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Übergriffen, insbesondere nachts in der Frankfurter Innenstadt rund um das Bermudadreieck; viele Gäste der Kundgebung konnten das aus eigenen Erfahrungen bestätigen.

Die politische Solidarisierung mit den Opfern geht quer durch die Parteien, wie die Liste der Redner*innen zeigt: Bürgermeisterin und Dezernentin für Diversität Nargess Eskandari-Grünberg (Die Grünen) und ihre Parteikollegin Julia Eberz, der Bundestagsabgeordnete Kaweh Mansoor (SPD), Michael Müller (DIE LINKE im Römer), Rolf Würz (Vorsitzender LiSL und Mitglied des FDP-Kreisvorstands) sowie Verena David, die queerpolitische Sprecherin der CDU im Römer, waren dabei.

Aber auch Stimmen aus der Community, wie die Dragqueens Feeby Fergison, Jessica Walker und Electra Pain, Ivo Gorisch aus dem Lucky’s oder Petra Weitzel von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität hatten Reden vorbereitet. Einen performativen Akzent setzte außerdem Miss Shangrilah mit ihrer Show.

Das Entsetzen über die queer*feindlichen Übergriffe und die Solidarität mit den Opfern ist bei allen anwesenden Politiker*innen groß – die Lösungsansätze sind eher langfristig gedacht: Nargess Eskandari-Grünberg kündigt in ihrer Rede zum Beispiel an, eine Stabstelle für Diversität einzurichten, damit man solchen Vorfällen besser nachgehen kann. Daneben wolle man mehr in Bildung investieren.

Die Forderungen nach Maßnahmen ist lang: Vielen Redner*innen fehlt es an Polizeipräsenz in der Innenstadt, auch die zum Teil schlechte oder fehlende öffentliche Straßenbeleuchtung wird beanstandet. Oder die Tatsache, dass in Frankfurt queer*feindliche Übergriffe noch immer nicht in einer separaten Polizei-Statistik erfasst werden, um entsprechend und zielgerichtet dagegen vorzugehen.

Als gutes Beispiel wird das sogenannte „Berliner Modell“ aufgeführt: Dort werden seit 2012 Straftaten gegen LSBTIQ* nicht nur statistisch separat erfasst und regelmäßig veröffentlicht, sondern auch durch eine Spezialeinheit der Staatsanwaltschaft gesondert verfolgt.

„Ich frage mich, was noch passieren muss? Muss erst jemand sterben, bevor sich etwas ändert?“, fragt Feeby Fergison und bemängelt in ihrer Rede auch fehlende Zivilcourage – zu viele schauen weg, zu wenige helfen. „Mit Diskriminierung ist das so: entweder du bist dafür oder du bist dagegen. Und wenn du neutral bleibst, dann bist du dafür“, bringt es Fergison auf den Punkt.

„Wir müssen jetzt jetzt jetzt handeln“, ergänzt Electra Pain, die selbst vor kurzem Opfer einer Pfeffersprayattacke wurde.

Neben zu wenig Zivilcourage beklagt Ivo Gorisch vom Lucky’s auch die fehlende Toleranz innerhalb der Community: Sprüche wie „Wer so auf die Straße geht, darf sich nicht wundern“ höre er immer wieder. „Die Community fordert Toleranz, aber es muss erst einmal Toleranz innerhalb der Community geschaffen werden“, sagt Gorisch.

Was aktuell bleibt, ist erhöhte Vorsicht und die Entschlossenheit, sich nicht einschüchtern zu lassen: „Ihr werdet unsere Liebe niemals erlöschen – vor allem nicht mit euren Fäusten“ ist auf einem Plakat des Dragwalks zu lesen, „Unser Mut ist stärker als deine Gewalt“ steht auf einem anderem.

Und die Hoffnung bleibt, dass die Ankündigungen der Politiker*innen mehr als bloße Lippenbekenntnisse sind; „Das nächste Mal wenn wir uns treffen möchte ich darüber sprechen, welche Fortschritte wir gemacht haben und nicht darüber, dass minimalste Rechte verteidigt werden müssen“, sagt Rolf Würz, Vorsitzender der Liberalen Schwulen und Lesben LiSL und Mitglied des FDP-Kreisvorstands in seiner Rede.

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Ansprechpersonen bei der Polizei Frankfurt für LSBTIQ*: Felicia Krapp und Alexander Brandau, Polizeipräsidium, Adickesallee 70, Kontakt: 069 75566999 (Frau Krapp) und 069 75566777 (Herr Brandau), Email: rainbow.ppffm@polizei.hessen.de

polizei.hessen.de

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