Let’s get „bunburyzed“

by

Foto: Anja Kühn

Die beiden Junggesellen John Worthing und Algeron Moncieff wissen, auf was es in der snobistischen Londoner Society ankommt: Herkunft, Vermögen, Wohnadressen in angesehenen Vierteln und ein moralisch einwandfreier Ruf.

Dass die Wahrheit dabei keine wichtige Rolle spielt, haben sie – wie alle anderen auch – längst erkannt. Sie spielen mit den Gepflogenheiten: Beide haben Lügen erfunden, und so muss John, der sich auch gerne mal Jack nennt, regelmäßig in die Stadt, um sich um den nicht existierenden Bruder Ernst zu kümmern, Algeron flüchtet sich zu seinem imaginären kranken Freund Bunbury aufs Land. „Einen Bunbury machen“, nennt Algeron das amüsiert. Als die beiden sich für die unverheirateten Society-Girls Cecily und Gwendolen interessieren, ist noch mehr Improvisation gefragt: Die beiden Damen haben sich in den Kopf gesetzt, nur einen Mann zu heiraten, der „Ernst“ heißt.

Foto: Anja Kühn

Oscar Wildes absurd-komische Gesellschaftsfarce „The Importance of being Ernest” – auf deutsch „Bunbury oder wie wichtig es ist, Ernst zu sein“ – wird derzeit im Frankfurter Kellertheater gegeben. Und irgendwie wundert man sich gar nicht, wie aktuell die 1895 uraufgeführte Komödie über mehr Schein als Sein heute immer noch ist.

Regisseur Andreas Müller hält Inszenierung und Bühne angenehm einfach – da reichen zum Beispiel ein paar bunte Luftballons um zu verdeutlichen, dass es hier um ganz viel heiße Luft geht. Müller konzentriert sich voll auf Oscar Wildes Text, der zwar in der Übersetzung immer ein bisschen an Wortwitz einbüßt, aber trotzdem noch genügend Schärfe für Kurzweil bietet. Das Ensemble setzt das mit bestem Comedy-Timing toll um, allen voran natürlich Wolf Gerhardt als Algernon und Daniel Silberhorn als John. Extra Applaus gibt’s für Ines Rafflenbeul als naiv-unbedarfte Cecily und Brigitte Korn in der Doppelrolle der stoischen Diener Lane und Merriman, die zwischendurch das Bühnengeschehen kommentieren dürfen.

3.6., Kellertheater, Mainstr. 2, Frankfurt, 20:30 Uhr, weitere Vorstellungen am 4., 10. und 11.6. sowie im Juli und Oktober, www.kellertheater-frankfurt.de

Back to topbutton