LGBT* – Life Gets Better Together

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Foto: Hessische AIDS-Hilfe

Die Hessische AIDS-Hilfe hat die Foto- und Plakatkampagne „LGBT*“ zur Hessischen Landtagswahl ins Leben gerufen. Der Titel gleicht zwar den Abkürzungsbuchstaben der queeren Community, die Botschaft geht aber darüber hinaus: „LGBT*“ steht hier für „Life Gets Better Together“; die Kampagne zeigt Fotografien von Menschen aus der hessischen Community, die mit ganz persönlichen Statements auftreten und klare Akzente für eine solidarische, inklusive Gesellschaft setzen. Eine Kampagne gegen den Rechtsruck im Hinblick auf die am 28.10. stattfindenden hessischen Landtagswahlen. Björn Beck von der Hessischen AIDS-Hilfe leitet das Projekt „LGBT*“; im Interview erklärt er unter anderem, wie sich jeder an der Aktion beteiligen kann.

Wie ist die Idee zur Kampagne entstanden?

Wir wollten die Landtagswahlen begleiten, aber nicht klassisch unsere Wahlkampfprüfsteine an die Parteien senden. Das tun wir aber auch, wir haben uns dem Bündnis „Hessen wählt queer“ angeschlossen. Darüber hinaus wollten wir aber etwas anderes machen. Gut gefallen hat uns die Berliner Aktion „Travestie für Deutschland“ zur letzten Bundestagswahl, wo Polit-Tunten auf Plakaten Statements gegen den Rechtsruck gebracht haben. Wir fanden das eine spannende Idee, dass Leute aus der Community ein Statement für Vielfalt, Akzeptanz und Solidarität in der Gesellschaft abgeben. Und wir wollen zeigen, warum es sich lohnt, solidarisch zu sein. So entstand der Slogan LGBT* – Life Gets Better Together.

Ihr habt dafür ganz bewusst Menschen aus der Community ausgewählt und keine Models genommen

Richtig. Uns war wichtig, ein authentisches Bild der Community zu zeigen und dass die Menschen ihre Erfahrungen erzählen. Beim diesjährigen IDAHOBIT haben wir Leute angesprochen und gecastet, und das hat regen Anklang gefunden. Ein paar bekannte Gesichter sind dabei, Bernd Aretz zum Beispiel, Jannis von den Rainbow Refugees, HaLu Landvogt von Lauf für mehr Zeit oder auch Claus Fleissner. Aber wie gesagt, das Hauptkriterium war nicht, Prominente zu finden, sondern ein möglichst authentisches Bild der Community zu zeigen. Eine Auswahl der Motive erscheint nun auf Plakaten, Postkarten und im Social Media.

Foto: Hessische AIDS-Hilfe

Nenn’ doch mal ein Beispiel

Wir haben zum Beispiel Sue. Sie ist 65 und hat sich Anfang dieses Jahres als Transsexuell geoutet; vorher hat sie 10 Jahre damit im Geheimen gelebt. Ihr Statement lautet: „Ich bin ich. Fertig! Mein Leben verbrachte ich damit herauszufinden wer ich bin. Zehn Jahre lebte ich mein Leben im Verborgenen. Endlich kann ich nun zu mir stehen und sagen: Ich bin eine stolze transsexuelle Frau. Das hat mich viel Kraft gekostet und ich lasse mir meine Emanzipation von Menschen, die gegen alles sind was nicht in ihr Weltbild von vorgestern passt, nicht wieder kaputt machen!“

Foto: privat

Wo kann man die Plakate sehen und welche weiteren Aktionen sind geplant?

Wir haben Plakate, die wir hessenweit in Community-Einrichtungen aushängen. Zusätzlich versuchen wir sie auch in den Städten zu plakatieren, wo wir das kostenlos tun dürfen. Auf dem CSD haben wir an unserem Stand die Kampagne ebenfalls beworben und man konnte dort sein eigenes Statement auf eine Hessenkarte kleben. Diese Aktionen sollen weiter bis zu den Landtagswahlen im Oktober laufen. Über unsere Website kann man alle bisherigen Statements sehen und sich selbst beteiligen.

Warum startet die Hessische AIDS-Hilfe eine solche Aktion? Sie hat ja mit HIV und Aids direkt nichts zu tun?

Die Aktion gehört zum Bereich „Strukturelle Prävention“, den ich betreue. Das Selbstwertgefühl leidet unter Diskriminierung: Je stärker die Diskriminierung, oder Abwertung, umso stärker die Verletzung. Und Menschen mit einem geschwächten Selbstwertgefühl schützen sich weniger, nicht nur vor HIV. Deshalb versuchen wir über verschiedene Aktionen das Selbstwertgefühl der Menschen in der Community zu stärken, Strukturen zu schaffen und die Vielfalt der Lebenswelten zu fördern. Und dadurch auch das Selbstschutzverhalten zu steigern. RuPaul sagt „If you can’t love yourself, how in hell can you love somebody else?“, genau das ist unser Ansatz, liebe dich selbst, dann kannst du andere lieben und geliebt werden.

Mehr Infos zur Kampagne „LGBT* - Life Gets Better Together“ über www.hessen-ist-geil.de

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