CSD Frankfurt: LIEBE GEGEN RECHTS!

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Foto: Stephan Maka, life-photo.com

Der CSD Verein reagiert in diesem Jahr auf den Rechtsruck in der Gesellschaft und ruft mit „Liebe gegen Rechts!“ zur Demonstration am 18.7. auf. Im Vorfeld gab es Diskussionen um die Formulierungen des „Mottos“ – Joachim Letschert vom CSD Verein nimmt dazu Stellung und erklärt, welche Schwerpunkte der CSD Frankfurt in diesem Jahr außerdem hat

Erläutere kurz, wie es zu „Liebe gegen Rechts“ gekommen ist

Wir wollten mit einer Hitler-Persiflage des Comedy-Duos Frankfurter Klasse, Adrain H., verbunden mit dem Logo-Schriftzug „Lieb geil“, der in Frakturschrift gehalten wurde, satirisch deutlich machen, dass wir einem Rechtsruck entgegensteuern, der unter Umständen die gesamte queere Politik der letzten Jahre ad absurdum führen kann. Denn immer häufiger wird eine rechtskonservative, -nationalistische und sogar rechtsradikale Rethorik durch alle konservativen Parteien betrieben, allen voran die AfD. Dies bewirkt eine Verstärkung von Rassismus und auch Homo-, Trans*- und Inter*-Phobie. Daruaf wollen und müssen wir hinweisen!

Einige Gruppierungen wiesen uns jedoch sehr nachdrücklich auf die Schwierigkeit der Darstellung hin und riefen zum breiten Boykott des CSD auf. Auch LSBTI*-Gruppen sahen darin eine unangemessene Symbolik und massive Verletzung der Opfer der NS-Diktatur und zogen ihre Teilnahme zurück. Schließlich bekamen wir Androhungen massiver Gegendemonstrationen. Dies haben wir über eine Woche getragen und ertragen und haben während des gesamten Prozesses mit verschiedenen Berater*Innen gesprochen und natürlich auch Betroffene um Rat gebeten.

Nach reiflicher Überlegung haben wir dann zu der Entscheidung gekommen, die Darstellung unseres Anliegens in „Liebe gegen Rechts!“ umzuändern und auf die Persiflage zu verzichten – zum einen, weil wir die Gefahren, die von den teils ernstzunehmenden Drohungen, die auch von LSBTI*-Gruppen ausgingen, für uns nicht mehr einschätzbar waren, zum anderen auch aus Respekt vor denen, die sich deutlich bedroht fühlen durch die Darstellung der Aktion. Das wollen wir auf einem CSD nicht riskieren.

Wir fordern nun alle Gruppierungen auf, auch die teil erstmalig mit uns in eine Diskussion getreten sind, sich in der großen Zahl der friedlichen Demonstration des CSD am Samstag, dem 16.7., ab 12 Uhr auf dem Römer zu beteiligen – um gegen Rechts einzutreten

Foto: Stephan Maka, life-photo.com

Es wird beim CSD mehrere Politrunden geben – ist das eine Reaktion auf die Bundestagswahlen im kommenden Jahr? Welche Politiker sind eingeladen, wer hat schon sicher zugesagt?

Wir haben zwei Politrunden mit PolitikerInnen von Land und Bund auf der großen Bühne und eine lokale Runde am Sonntag auf der Politik- und Kulturbühne. Die Bundestagswahl spielt hier natürlich eine Rolle, nicht zuletzt geht es ja immer noch um die Frage nach der Öffnung der Ehe. Das wird dann sicher auch ein Schwerpunkt sein. Mit den Kommunalpolitikern werden wir natürlich besprechen, wie sich das neue Römerparlament die Förderung von LGBTI*-Projekten gedacht hat. Hier haben wir übrigens auch die AfD eingeladen und sind sehr gespannt, wer sich anmeldet. Im vergangenen Jahr hatten wir zum Beispiel ziemliche Probleme, jemanden aus der CDU zu bekommen. Es bleibt also spannend!

Ein weiterer Schwerpunkt wird das Thema Trans* werden; wie schlägt sich das im CSD-Programm nieder?

Wir freuen uns, dass Petra Weitzel von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualiät dgti e.V. ein Grußwort an uns richtet, außerdem wird es auf der Politik- und Kulturbühne eine Diskussion mit Trans- und Intermenschen geben. Wir halten Aufklärung für extrem wichtig, denn selbst innerhalb der Community ist die Unsicherheit groß, diese Menschen anzusprechen, eben aus Angst, man macht irgendetwas falsch in der Ansprache. Insofern tut Aufklärung Not, was wir vor zwei Jahren ja bereits mit einer (Trans)Frau begonnen haben, die uns im Römer repräsentiert hat.

Im vergangenen Jahr hat der CSD neben ideeller Unterstützung seitens der Stadt auch finanzielle Hilfe gefordert. Wie hat die Politik darauf reagiert?

Wir haben insofern Unterstützung bekommen, als Kontakte hergestellt wurden zu städtischen Einrichtungen, die sich beispielsweise im Bereich Sponsoring betätigen können. Hier konnten wir dann in der Tat bereits Einsparungen generieren, die uns sehr geholfen haben. Allerdings würden wir uns doch noch etwas mehr Engagement wünschen, wie es in anderen Städten durchaus üblich ist. Alles in Allem sind wir allerdings auf einem guten Weg und freuen uns, dass wir den Kontakt in den Römer so gut ausbauen konnten, wie er derzeit besteht.

www.csd-frankfurt.de

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