Tanzfestival: Let’s Move, Honey!

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Foto: Rolline Laporte

Im Spotlight des Festivals steht die französisch-ivorische Tänzerin und Choreografin Nadia Beugré; mit Ausbildungen und Tanzarbeit in Afrika, Europa und Nordamerika verbindet die Künstlerin in ihren Stücken Perspektiven verschiedener Kontinente und Kulturen. Dabei behandelt Nadia Beugré auch Themen wie koloniale Vergangenheit, traditionelle Geschlechterrollen oder ökologische und ökonomische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf unser Körperverständnis.

Beim Tanzfestival zeigt sie drei Stücke: „L‘homme rare“ stellt konventionelle Geschlechterrollen auf den Kopf, indem sie traditionell als weiblich gelesene Tanztechniken und -stile von fünf männlichen Tänzern darstellen lässt. Während die Körper im Mittelpunkt stehen, bleiben die Gesichter meist verborgen (28. und 29.10., LAB Frankfurt). Angelehnt an die tragikomische Oper „Don Giovanni“ werden im Stück „Entre Deux“ die komplexen Geflechte menschlicher Beziehungen zwischen Verführung, Begehren und Trennung von einer Gruppe virtuoser Tänzer*innen thematisiert (4. und 6.11., Staatstheater Darmstadt). In der Soloperformance „Quartiers Libres“ prangert Nadia Beugré das internationale Geschäft mit Plastikmüll an, unter dem Teile ihrer afrikanischen Heimat zu ersticken droht (7.11., Wartburg Wiesbaden).

Foto: Laurent Philippe

Das Festival widmet sich in diesem Jahr auch Tanzformen, die man im Kontext choreografischer Hochkultur erst einmal nicht erwarten würde: Zum Beispiel das Eröffnungsstück des Festivals „Murmuration“ des Montrealer Kollektivs „Le Patin Libre“ – ein Eistanzstück, das beweisen möchte, dass Eiskunstlauf auch jenseits von Massenkitsch begeistern kann. Der Titel „Murmuration“ bezeichnet den Tanz der Vogelschwärme – das war auch die Inspiration für dieses Stück (27. und 28.10. in der Eisporthalle Darmstadt, 31.10. in der Eissporthalle Frankfurt)

 Auch traditioneller Bauchtanz kommt beim Tanzfestival ganz neu daher: Die Tänzerin und Choreografin Tümay Kılınçel bearbeitet zusammen mit der Dramaturgin Berna Kurt den „Raqs“, einen traditionellen orientalischen Tanz, und lässt ihn von einem Tänzer*innen-Ensemble mit zeitgenössischem Tanzformen verschmelzen („We love Raqs“ 1. bis 3.11., Mousonturm Frankfurt). Und auch Aerobic, der Fitnesshype der 1980er, hat seinen Platz im Tanzfestival: Die Frankfurter Choreografin Paula Rosolen entlarvt in ihrem Stück „Aerobics! Ballett in 3 Akten“ nicht nur eine Verbindung zwischen Fitnesskult und modernen Handlungsballetten, sondern verweist auch auf den Ursprung der Aerobic-Übungen, die – wer hätte das geahnt – auf Trainingsmethoden der U.S. Airforce basieren (6. und 7.11.).

Foto: Katharina Seibt

Das Tanzfestival ist nicht nur für die „passiv“ Zuschauenden gedacht: Ein wichtiger Bestandteil ist der Tanztag Rhein-Main, der in diesem Jahr am 5. November stattfindet und über 130 (!) Workshops in den Tanzfestival-Metropolen anbietet.

Neben historischem Renaissance-Tanz, Streetdance, orientalischem oder zeitgenössischem Tanz gibt es unter anderem auch einen Voguing-Workshop im LSKH: Panama und Esteban zeigen Basic Moves der Ballroom-Kultur, die bereits in den 1960er und 1970er Jahren durch vornehmlich queere Afroamerikaner*innen und Latinix begründet und seit Mitte der 1980er zur weltweiten Bewegung für Identität und Diversität wurde. Let*s move, Honey!

27.10. – 13.11., Tanzfestival Rhein-Main, Veranstaltungen und Workshops in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt, mehr Infos und Vorverkauf ab dem 16.10. über www.tanzfestivalrheinmain.de, Infos und Anmeldung zum Workshop-Angebot des Tanztag Rhein-Main über www.tanztagrheinmain.de

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