Kampf für die Freiheit der Kunst

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Foto: Kiran West

Die Freiheit der Kunst ist einer der wesentlichen Grundpfeiler unserer freiheitlichen Gesellschaft. Genau deshalb ist sie Angriffsziel von Populisten und neuen Faschisten. Die AfD klagt regelmäßig gegen Regisseure und Theater, stellt in Landtagen Anträge zur Einmischung in die programmatische Ausrichtung staatlich geförderter Kultur. Gerne wird dabei natürlich gegen Queeres gefeuert, Frühsexualisierung beklagt oder gleich versucht, Stücke schwuler Regisseure wie Falk Richter zu verbieten. Über 100 Kulturschaffende Hamburgs haben sich als Erstunterzeichnende der „Hamburger Erklärung der Vielen“, die wir hier dokumentieren, zusammengetan. 

www.dievielen.de

Hamburger Erklärung der Vielen

Kunst schafft einen Raum zur Veränderung der Welt. In Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil, unter ihnen auch viele Kunstschaffende. Als Kulturschaffende in Deutschland tragen wir deshalb eine besondere Verantwortung. Heute begreifen wir die Kunst- und Kultureinrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten!

Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteur*innen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte und nationalistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kulturschaffenden, mit allen Andersdenkenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden.

Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Alltag. Die extreme Rechte ist ein Symptom davon. Dieses Bündnis will nicht nur Symptome bekämpfen, sondern in die Tiefe wirken. Wir setzen uns deswegen mit den eigenen Strukturen auseinander und stellen diese zur Verhandlung. Wir müssen die Kunst- und Kulturräume sowie unsere Gesellschaft öffnen, damit wir wirklich Viele werden!

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