#Nachgefragt • 31. Lesbisch Schwule Filmtage Hamburg

by

Letztes Jahr gab es das große Jubiläum zum 30. Geburtstag, dieses Jahr SARS-CoV-2. Größer konnte die Herausforderung eines Anschlussprogramms für das hauptsächlich ehrenamtliche Orgateam von Deutschlands ältestem und größtem Queerfilm-Festival wohl kaum sein. Wir fragten nach bei Malte, zuständig für Pressearbeit, wie die 31. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg entstanden sind.

Foto: Andrea Preysing

„Streams are my reality“ – euer Motto kann man mit einem optimistischen, zukunftsgewandten Unterton lesen, aber auch mit einem sarkastischen, der das gute alte Kino vermissen lässt. Was überwiegt bei euch im Team?

Natürlich finden wir es schade, dass die Filmtage dieses Jahr nicht wie gewohnt in verschiedenen Kinos stattfinden können. Das Erlebnis, gemeinsam Filme im Kinosaal zu schauen, mit anschließenden Gesprächen, ist für unser Festival enorm wichtig. Deshalb haben wir uns auch entschieden, neben dem Online-Angebot Veranstaltungen im Metropolis Kino zu machen. Gleichzeitig sind Streams die Realität, mit der wir dieses Jahr zu tun haben. Uns ist es wichtig, in einem Jahr, in dem viele queere Veranstaltungen und Partys des öffentlichen Lebens ausfallen müssen, für queere Wahrnehmbarkeit zu sorgen – in diesem Fall in den eigenen vier Wänden. Außerdem haben auf diesem Weg auch Menschen die Möglichkeit, unsere Filme zu sehen, die sonst nicht einfach ins Kino gehen können oder wollen. Das kann mehr Gründe haben als die Covid-19-Pandemie. Wir können also auch viel aus der aktuellen Situation lernen und werden schauen, was wir davon für die kommenden Jahre adoptieren wollen. Insgesamt bleibt es aber auch für uns ein aufregendes Experiment, das wir so noch nie hatten.

Wir sind aber sehr optimistisch und freuen uns auf die neue Erfahrung ­– und das Publikum hoffentlich auch. Gespräche mit Gästen wird es übrigens trotzdem geben, sowohl im Kino als auch online.

Ihr habt euch also für eine Hybridform entschieden und werdet sowohl online als auch im Metropolis Programm machen. Kannst du kurz erläutern, wie ihr bei der Planung vorgegangen seid?

Die Filmtage zum Teil online stattfinden zu lassen, ist, wie gesagt, für uns neu. Wir treffen uns als Organisationsteam seit Anfang des Jahres wöchentlich in Videokonferenzen statt in unserem Büro in der Sternschanze, was die Planung zusätzlich herausfordernd macht. Wie sonst auch haben wir weiterhin Filme gesichtet, uns aber entschieden, das Festival kleiner ausfallen zu lassen als sonst. Herausgekommen ist ein starkes Programm aus Kurz- und Langfilmen, die in Teilen an Themen angelehnt sind, die 2020 von großer Bedeutung sind. So haben wir beispielsweise Filme, die sich um das Thema „Zuhause“ drehen. In Zeiten der Covid-19-Pandemie sind wir immer wieder aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Aber was heißt das? Wie unterschiedlich kann sich Zuhause anfühlen? Außerdem haben wir Filme dabei, die die Verfolgung und Kriminalisierung queerer Menschen aufgreifen, wie es aktuell beispielsweise in Polen durch die sogenannten „LGBT-freien Zonen“ und in Russland der Fall ist.

Der Programmflyer zum Blättern und HIER als Download

Besonders ist dieses Jahr auch unsere Eröffnung, die online stattfinden wird. Wir zeigen mehrere animierte Kurzfilme. Als Vorprogramm gibt es einen eigens produzierten Film, der queere Filmemacher*innen aus der ganzen Welt zu Wort kommen lässt, wie sie mit der Pandemie umgehen.

LSF machen auch in diesem Jahr Schule – wie kam es zu der Idee „Queer Education"?

Unsere Schulvorstellungen gibt es dieses Jahr zum dritten Mal. Wir finden, dass es wichtig ist, queere Themen und Lebensrealitäten auch in den Schulunterricht zu bringen. Filme sind dafür ein tolles Medium! In den vergangenen Jahren sind die Schulklassen ins Kino gekommen, das geht in diesem Jahr nicht. Also bringen wir die Filme als Stream in die Klassenzimmer. Zusammen mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung und dem 3001 Kino präsentieren wir die Filme KOKON und FUTUR DREI. Aber nicht nur das Filmerlebnis ist uns dabei wichtig, sondern auch der Austausch über das Gesehene. Das queere Schulaufklärungsprojekt „soorum“ vom Magnus-Hirschfeld-Centrum und „Queer Refugees Support Hamburg“ besuchen in der Woche nach den Filmtagen die Klassen, um die Filme zu besprechen. Uns ist hierbei wichtig, dass die Schüler*innen mit Menschen über die Filme sprechen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie die Charaktere, um mit- und nicht übereinander ins Gespräch zu kommen. Bis zum 30. September können sich Schulen für unser „Queer Education“-Programm anmelden.

www.lsf-hamburg.de

Back to topbutton