Felix Müller

Foto: M. Kamin

In offiziellen Statements lassen Politiker manchmal Fragen offen. „Kein Kommentar“, heißt es dann – zum Beispiel, weil sie öffentlich nichts gegen jemanden sagen wollen, der ihnen nochmal nützlich sein könnten. Sind die Mikrofone aus, bleiben eigentlich nie Fragen offen. Politiker werden dann oft sehr deutlich – auch über Parteifreunde. Eine Ausnahme war in den letzten Jahren die Frage nach der Zukunft Josef Schmids. Auch höchste Münchner CSUler zuckten da oft mit den Schultern. Sie alle glaubten, er würde noch einmal OB-Kandidat werden. Verstehen konnte das aber kaum jemand. Warum sollte Schmid es sich auch antun, noch einmal in den chancenlosen Kampf gegen Dieter Reiter zu ziehen?

Jetzt wissen wir: Er tut es gar nicht. Auch für Vertraute überraschend erklärte Schmid in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz, 2018 für den Landtag kandidieren zu wollen. Er sei Lokalpolitiker aus Leidenschaft, die Entscheidung sei ihm schwergefallen,. „Mit 48 ist es jedoch Zeit, noch einmal ein neues politisches Kapitel aufzuschlagen.“

Aber vom Bürgermeister und Wiesn-Chef zum Landtags-Hinterbänkler? Geht man diesen Schritt wirklich freiwillig? Viele Beobachter glauben, dass Schmid sich nicht lange mit einem einfachen Landtags-Mandat aufhalten wird. Vertraute versichern allerdings, es gebe keine Absprache mit Vielleicht-bald-Ministerpräsident Markus Söder, dessen erklärter Unterstützer Schmid ist. Und ohnehin: Schmid würde hoch pokern, wenn er nur auf die Söder-Karte setzte - schließlich weiß in diesen Wochen keiner so genau, wie es an der Spitze der CSU weitergeht.

Doch Schmid hat seinen Rückzug aus dem Rathaus angekündigt – und ein Zurück ist nicht vorstellbar. Zwar hat er erklärt, sollte es mit dem Landtag doch nicht klappen, bis zur Kommunalwahl 2020 Bürgermeister bleiben zu wollen. Doch er wäre ein geschwächter Bürgermeister. Und sicher nicht noch einmal OB-Kandidat.

Doch Schmid wird eh ins Maximilianeum einziehen. Selbst eine geschwächte CSU hievt einen Bürgermeister im schwarzen Münchner Westen locker in den Landtag. Bleibt die Frage, wer dann Bürgermeister wird. Nach Schmids überraschendem Rückzug fiel in der CSU ernsthaft immer wieder der Name Hans Podiuk. Das Rathaus-Schlachtross, mittlerweile jenseits der 70, könne doch nochmal einspringen, hieß es. Doch inzwischen ist klar: Das geht nicht. Auch für Zweite Bürgermeister gilt eine Altersgrenze von 65. Damit läuft wohl alles auf CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl hinaus, den Chef des Jagd- und Fischereimuseums.

Foto: M. Kamin

Schmid hat sich in seinen Jahren im Amt durchaus glaubwürdig für die Community eingesetzt, kam nicht nur regelmäßig zum CSD, sondern forderte etwa auch relativ früh öffentlich ein volles Adoptionsrecht für Schwule und Lesben. Pretzl wird sicher nicht demonstrativ hinter diese Politik zurückfallen, er ist Schmid-Schüler, hat den liberalen Kurs immer mitgetragen. Trotzdem ist denkbar, dass er sich dem Thema weniger annimmt als Schmid, für den die Szene durchaus zu einer Herzensangelegenheit geworden war.

So trug die CSU auch eine sichere Unterbringung für LGBT-Flüchtlinge mit. Doch umgesetzt ist das Projekt immer noch nicht. „Es geht nicht voran“, schimpft etwa Grünen-Stadtrat Dominik Krause dieser Tage. Schon jetzt sei außerdem klar, dass mit viel zu wenigen Plätzen geplant worden sei. Es gibt weiter viel zu tun für die Szene-Politiker im Rathaus.

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