Startschuss zum Kölner Aktionsplan LSBTI

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Mit der Auftaktveranstaltung zum Kölner Aktionsplan fiel am 6. Oktober der Startschuss für ein kommunales Handlungskonzept, das nicht nur die Akzeptanz und Anerkennung der LSBTIQ in allen Lebensbereichen als Leitziel hat, sondern auch das diskriminierungsfreie Leben in der Gesellschaft. Die Utopie der Gleichstellung wäre dann gelebter Alltag. Dafür haben sich über 120 Vertreter*innen aus Verwaltung, Gesellschaft und der LSBTIQ-Community zusammengefunden, um sich auszutauschen und Ideen zu sammeln, wie diese Ziele erreicht werden können. Setzt man die Bevölkerungszahl Kölns mit der LSBTIQ-Community in Bezug, ist statistisch jeder zehnte Einwohner ein Mitglied der Community. In Zeiten zunehmender Hasskriminalität eine überfällige Aktion und auch die Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes betont in ihrer Eröffnungsrede, dass Handeln erforderlich sei, dass Köln nach außen offen und wertschätzend auftrete, es jedoch nicht klar sei, wie die Situation innen aussehe, besonders innerhalb der Verwaltung.

Foto: Sina Demir

Der Rat der Stadt Köln hat für diesen Aktionsplan, der von der Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und Transgender initiiert wurde, Mittel bewilligt, und laut Susanne Bonnemann, Fachstelle für Lesben, Schwule und Transgender sowie Mitglied im Rainbow City Network, könne ab Mitte 2018 mit der Umsetzung der Maßnahmen gerechnet werden. Für die Umsetzung ist eine Steuergruppe verantwortlich, allesamt Mitglieder der Kölner LSBTIQ-Community. Dr. Beate Blatz vom rubicon e.V., die auch die Stadtarbeitsgemeinschaft LST vertritt, fordert, dass in Zukunft die Maßnahmen des Aktionsplans im Haushaltsplan der Stadt abgebildet sein müssen. Das ist wichtig, denn bislang mussten alle nichtkostenneutralen Aktionen vom Rat genehmigt werden – ein Unsicherheitsfaktor, der viele sinnvolle Maßnahmen behindert, wenn die Stadtkasse wieder zu klamm ist. Selbst für den CSD und den Cologne Pride, der von Jahr zu Jahr größer wird, hat die Stadt kein Geld; finanziert wird seit jeher über freie Träger. Dabei kommt dem Pride mindestens genauso viel Aufmerksamkeit zu wie dem Karneval, der von der Stadt jährlich mit 150.000,- Euro bezuschusst wird.

Foto: Sina Demir

Den Teilnehmern des Aktionsplans brennt es förmlich unter den Nägeln, endlich mit den Arbeitsgruppen zu beginnen, deren erstes Ziel die Abbildung der Gegenwart ist. Die Bestandsaufnahme ist notwendig, um daraus präzisere Wünsche und Forderungen formulieren zu können. Damit auch alle relevanten Lebensbereiche gleichmäßig abgebildet werden können, wurde der Aktionsplan in zehn Handlungsfelder eingeteilt. Diese sind: 1. Kinder, Jugend und Familie, 2. Schule und Bildung, 3. Arbeitswelt, 4. Alter und Pflege, 5. Kultur, 6. Sport und Freizeit, 7. Wirtschaft, Tourismus und Gastronomie, 8. Migration und Flucht, 9. Gesundheit, Prävention und Behinderung und 10. Anti-Gewalt und Anti-Diskriminierung. 

Am nachfolgenden Beispiel der Arbeitsgruppe Wirtschaft, Tourismus und Gastronomie lässt sich die Arbeit der einzelnen Gruppen gut nachvollziehen. Die Teilnehmer dieser Runde sind Gastronomen, Hoteliers, Vertreter von Wirtschaftsgruppen und Mitarbeiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Wer leider fehlt sind die Mitarbeiter der Köln Tourismus GmbH. Schon bei der Bestandsaufnahme wird klar, wie stark die Stadt an den Bedürfnissen ihrer Einwohner*innen vorbeiplant und -handelt. Es fehlt an Transparenz, dem Zusammenwirken von verschiedenen Institutionen, der Außenwerbung, wie bunt Köln ist. Der Cologne-Pride dauert zwar 14 Tage, wahrgenommen wird davon jedoch lediglich die Parade, was unter anderem auch an der mangelnden Werbung seitens der Stadt liegt. Dass die Regenbogenflagge nur an diesen Tagen vor dem Rathaus hängt und nicht das ganze Jahr über. Kurzum: Die Stadt trägt seiner LSBTIQ-Community keine Rechnung und scheint sich auch nicht bewusst zu sein, welch ein Wirtschaftsfaktor daraus resultiert.

Nach der Bestandsaufnahme werden Wünsche bzw. Ziele formuliert, wie die Stadt in fünf Jahren aussehen könnte: Köln als LSBTIQ-Hauptstadt mit Modellcharakter, der CSD als Feiertag ohne Parade, das Selbstbekenntnis der Stadt und ihren Institutionen zur LSBTIQ-Community mit eigenem Internetauftritt auf der Webseite der Stadt. Alles Zukunftsmusik oder doch greifbarer als gedacht?

Foto: Sina Demir

Die Ideen, die in den Gruppen zusammengetragen wurden, werden auf Blätter geschrieben und an eine Pinnwand geheftet, um anschließend in Form einer Vernissage präsentiert zu werden. Jede Arbeitsgruppe trägt in 90 Sekunden eine Zusammenfassung ihrer Ziele und Wünsche vor. Im Anschluss darf jeder Teilnehmer einen oder zwei rote Punkte pro Gruppe verteilen, um die dringlichsten Themen aufzuzeigen. Die Steuerungsgruppe, die am 25. Oktober zusammenkommt, wird dann diese Themen sortieren, ergänzen, priorisieren und so den Aktionsplan aktiv unterstützen. Die fünf Mitglieder der Steuerungsgruppe sind allesamt Teilnehmer der Auftaktveranstaltung. 

Am Ende der Veranstaltung verdeutlicht der Dezernent für Soziales, Integration und Umwelt, Dr. Harald Rau, in seinem Ausblick, dass es eines sehr langen Atems bedürfe, um diese Ideen in Zukunft umsetzen zu können und dass er überzeugt sei, dass der Aktionsplan mit Lust, Ausdauer und Kraft so gestaltet werde, dass er auch im Rat zünde und dass die Ergebnisse dieser Auftaktveranstaltung in die Kölner Perspektiven 2030 mit einfließen müssen. „Das oberste Ziel ist die gesellschaftliche Vielfalt, dass wir sie als wertvoll empfinden.“ Er hebt hervor, dass es wichtig sei, zur Jugend vorzustoßen, denn „eine neue Kultur wird durch junge Menschen aufgesogen und geprägt.“

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