#Kolumne • Anstieg von Analverkehr um 80 Prozent

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Neue TV-Sendungen, neuer Podcast, neues Buch, neue Events. Ein hoch dotierter Werbevertrag. Nina Queer ist die Dragqueen der Stunde und wurde vom öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender Phoenix als „einflussreichste Person der deutschen Gay-Community“ bezeichnet. Was bestimmt und vor allem daran liegt, dass die Entertainerin einmal pro Woche für männer* schreibt. In den Augen von Nina Queer hat es sich jedoch bald „auscoronat“ und deshalb ist dies leider ihre vorletzte Kolumne für uns. Genießen wir das „Tagebuch einer Überlebenden“, solange es noch geht!

Von A wie Analverkehr bis Z wie Zeit. Die Corona-Krise hat viel Elend und Unglück über die Menschen gebracht, Existenzen zerstört und bedroht. Man spricht bereits von einer Zeitrechnung VOR und NACH Corona. Definitiv war und ist die Pandemie ein krasser Einschnitt im Leben der Menschen. Ja, der gesamten Menschheit. Auch unser Sexualleben war lange und schwer betroffen. Jetzt lockern sich die Gesetze und Vorgaben wieder. Zum Oralverkehr will aber kaum jemand zurückkehren.

Als vor zehn Tagen in Österreich die Bordelle wieder öffneten, war klar, dass nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Prostituierte wurden unter Strafe dazu verpflichtet, ihre Atemschutzmasken beim Sex aufzubehalten. Was im Übrigen auch für die Freier galt und gilt. Auch gegen großzügige finanzielle Angebote waren die Nutten nicht mehr bereit, Zungen oder Penisse ihrer Kunden in den Mund zu nehmen. Denn eines haben wir alle gelernt: Corona und somit der Tod werden stets über den Mund übertragen. Sei es durch unseren Atem oder den Speichelfluss. Also blieben die ungewohnten Atmungsbeschwerer im Gesicht und man fand frei unter dem Motto „MUND IS PFUI UND PO-LOCH HUI“ schnell eine andere Körperöffnung, die wesentlich weniger ansteckend ist. Auch die Vagina ist völlig aus der Mode geraten. Bei der am häufigsten vorkommenden Stellung, der „Missionarsstellung“, penetriert man die Frau von vorne und ist gegenseitig, dauerhaft und intensiv dem schweren Atem seines Gegenübers ausgesetzt. Nach dem herkömmlichen Singen ist diese Sexualpraktik jene, die eine Pandemie am schnellsten vorantreibt.

Man könnte also sagen, das gute alte Arschloch erlebt eine wunderbare Renaissance. Bei den Schwulen nie abgeschrieben, ist es nun auch bei den Heteros wieder EN VOGUE, den brauen Salon zu besuchen. Doggy Style ist angesagter als je zuvor. Um das Infektionsrisiko noch mehr zu minimieren, empfiehlt es sich, den Partner fest in ein Kopfkissen zu drücken, während man ihn oder sie von hinten stößelt. Vor allem, wenn er/sie laut stöhnt. Vorsicht Erstickungsgefahr! Auf diese Art und Weise kamen in den letzten zwölf Wochen in Österreich mehr Menschen ums Leben als durch Corona selbst.

Fakt ist1: Analverkehr (von hinten ausgeführt) ist die sicherste Sex-Art, um lebend durch dieses Tal der Trauer zu kommen. Achtzig Prozent aller Deutschen (und Österreicher) praktizieren ihn mittlerweile dauerhaft und geben an, auch nach der Krise nicht wieder zu Vagina oder Mund zurückkehren zu wollen. Neunzig Prozent aller Praktizierenden behaupten sogar, nur wegen Analverkehr überhaupt noch am Leben zu sein. Ich will die Gunst der Stunde nutzen und an dieser Stelle auch einmal für die Homosexualität an sich werben. Schließlich steht die PRIDE-Zeit vor der Tür. Liebe Hetero-Männer! Wenn man sich schon von der Vagina verabschiedet, dann kann man es doch gleich auch mal mit einem Mann versuchen. Nach dem jahrelangen Verzehr von Erdbeereis ist es nun Zeit für neue Sorten! Versucht es doch mal mit Vanille oder Schokolade! Ich verspreche euch ein geschmacksintensives Erlebnis.

Eure Meisterin der Köstlichkeiten

Nina Queer


Foto: C. Knuth

1Anmerkung der Chefredaktion

Fakt ist, dass diese Kolumne eine satirische ist, die auf eigenen Beobachtungen und Erfahrungen und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt. Ob und wie wahrscheinlich eine Übertragung von SARS-CoV-2 über die Analschleimhäute ist, ob Kondome dort schützen, ist nicht abschließend geklärt. Ich kann die Beobachtungen zu Sex mit Maske und ohne orale Genüsse jedenfalls aus eigenen – selbstverständlich rein beruflichen und redaktionellen – Beobachtungen in bekannten Cruising-Vierteln Berlins bestätigen. Nehmt mal den Stock aus dem Allerwertesten. Im Keller kann man viel geilere Sachen machen, als nur Lachen. 🏳️‍🌈*

*Christian Knuth

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder doch besser gleich die Deutsche AIDS-Hilfe!

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