Heilige Doppelmoral: Queere Sexualkunde ist Kindesmissbrauch?

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Der 61-jährige Bischof Joseph Edward Strickland aus Texas teilte bei Twitter ein Video eines rechtsextremen Nachrichtensenders, in dem gegen queeren Aufklärungsunterricht Stimmung gemacht wurde. Der Bischof legte noch einen drauf, sprach von einer „wahnsinnigen und bösen Botschaft“  und sogar von „Kindesmissbrauch“.

Der als rechtsradikal bekannte Nachrichtensender OAN (One America News Network) stellte das Video online. Darin werden Ausschnitte einer Sexualaufklärung gezeigt, die Kindern mithilfe von Puppen die Vielfalt von Gender nahebringen soll. Unterlegt ist das Video mit Kommentaren von Nachrichtensprecherin Liz Wheeler, in denen sie sich über einen Transsexuellen lustig macht, der seine Geschichte mit den Kindern teilt.

Der Bischof teilte den Post von Liz Wheeler, die darin von Gehirnwäsche spricht, bei Twitter. Er kommentierte ihn mit den Worten:

„Dieses Video verbreitet eine wahnsinnige und böse Botschaft, die sich auf das Leben unschuldiger Kinder destruktiv auswirkt. In einer gesunden Gesellschaft würde das als Kindesmissbrauch bezeichnet werden und die Menschen, die diesen Wahnsinn propagieren, würden strafrechtlich verfolgt. Wir müssen diesen Irrsinn beenden!“


Strickland propagiert Homophobie

Der Bischof der amerikanischen katholischen Kirche steht dem Bistum Tyler vor, einer Diözese in Texas. Strickland fiel bereits in der Vergangenheit mit fragwürdigen Einstellungen auf. Erst letztes Jahr rief er zu Homophobie auf: Bei einer Zusammenkunft der amerikanischen Bischofskonferenz erklärte er, Homosexuelle seien die Kinder Gottes und bräuchten die Fürsorge der katholischen Kirche. Aber für ihn bestünde diese Fürsorge darin, Homosexualität als Sünde anzuerkennen. Die Konsequenz sah er darin, queerfreundlichen Priestern den Mund zu verbieten – sie sollten künftig nicht mehr in Diözesen auftreten dürfen.

Foto: Peytonlow / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org

Die katholische Kirche wurde in den letzten Jahren immer wieder von Missbrauchsskandalen erschüttert. Im Januar 2019 veröffentliche Strickland zusammen mit anderen texanischen Bischöfen die Namen von Mitgliedern ihrer Diözesen, denen Kindesmissbrauch nachgewiesen werden konnte. Strickland sprach in seinem Brief den Opfern von Missbrauch seine tiefe Anteilnahme aus. Wie der Bischof nicht müde wurde zu betonen, konnte in seiner Diözese jedoch nur einem Priester der Missbrauch nachgewiesen werden. Bei 448 Priestern sei dies weit weniger als ein Prozent. Es lässt Spielraum für Interpretationen, dass Strickland diesen Fall ständig als die einzigen „glaubwürdigen" Anschuldigungen bezeichnet.

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